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Instand gesetzt: Brunnen von Emilio Stanzani

Im vergangenen Jahr haben Tobias Hotz und sein Team der Firma TH-Conservations GmbH den zwischen 1973 und 1975 entstandenen Brunnen aus Bronze und Beton von Emilio Stanzani umfassend restauriert. Jetzt erfreut die Bronzeplastik im Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg, die zwei Brunnenbecken mit Wasser bespielt, die Betrachterinnen und Betrachter wieder in ihrem originalen Zustand.

Mehrer Ebenen des Gartens mit der grossen Brunnenanlage.
Die grosse Brunnenanlage verbindet zwei Ebenen des Gartens.

Die Brunnenplastik im Gesundheitszentrum für das Alter Entlisberg ist die letzte grosse Arbeit von Emilio Stanzani, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren zu den gefragtesten Bildhauern der Deutschschweiz gehörte. Die Stadt Zürich besitzt zahlreiche Werke von ihm, allein zehn auf einen bestimmten Bau bezogene, aus allen seinen Schaffensphasen, in Stein, Bronze, Beton und Stahl. 

Emilio Stanzani (1906–1977) war der Sohn eines eingewanderten italienischen Maurermeisters. Nach einer Bildhauerlehre bei Otto Münch wurde er Ende der Zwanzigerjahre Mitarbeiter von Karl Geiser. Von seinen kraftvollen realistischen Anfängen zeugen in der Stadt Zürich eine bronzene «Auferstehung» im Friedhof Manegg und eine «Pietà» im Friedhof Hönggerberg. Seine Karriere zeigte bald steil nach oben. Es begann mit seiner Hinwendung zu einem bewegten, abstrahierenden Menschenbild, das er in Auseinandersetzung mit Meistern wie Marino Marini, Germaine Richier, Fritz Wotruba und Alberto Giacometti, die alle während des Zweiten Weltkriegs in der Schweiz lebten, entwickelte.

Zu dieser Zeit entdeckte er die Welt des Zirkus und des Spiels. Der Harlekin wurde ihm zu einem zentralen Motiv. Das schönste Exemplar, der in eleganter Ruheposition verharrende «Arlecchino in attesa», steht im Park des Muraltenguts. Von dieser der Commedia dell’arte entstammenden Figur gelangte er zu anderen Individuen mit einer extremen Körpersprache, zu Jongleuren, Hochspringern und Stelzenläufern. Auch von solchen Akrobaten gibt es in der Stadt Zürich repräsentative Beispiele, so den «Springer» bei der Sporthalle Sihlhölzli und das Werk «Akrobat mit Hund» bei der Wohnsiedlung Heiligfeld III, beide Mitte der Fünfzigerjahre in Bronze ausgeführt. Mit der Bewegung, die seine Volumina erfasste und im Sinne des abstrakten Expressionismus in Energiestränge aufsplittete, verlieh Emilio Stanzani seinen Figuren etwas Tänzerisches und oft auch Surrealistisches. Die Anmut seiner Plastiken wurde von der Kritik gerne auf seine südländische Herkunft zurückgeführt. In den Sechzigerjahren stiess Stanzani in die Ungegenständlichkeit vor, liess Anklänge an die Natur aber immer noch zu. 

Spannung in einer Oase der Stille

Frosch thront auf dem Brunnen.
Über allem wacht in gespannter Ruhe ein Frosch.

Für die Brunnenanlage aus Beton, die auf der südlichen Seite des Gesundheitszentrums für das Alter Entlisberg zwei Ebenen des Gartens miteinander verbindet, hat Stanzani eine vierteilige Bronzeplastik geschaffen, die spielerisch mit gegenständlichen Elementen umgeht, diverse Assoziationen weckt, sich aber auf keine Botschaft reduzieren lässt. Auf einer fünf Meter hohen Stele, die ein kleineres oberes Wasserbecken vom grossen unteren trennt, hockt eine froschähnliche Gestalt, die ihren wasserspeienden Kopf zum Trakt mit der Kinderkrippe im Erdgeschoss richtet, während ihr Hinterteil, das ebenfalls ein Gesicht zu haben scheint, Wasser ins obere Becken sprudeln lässt. Im Hauptbecken stehen drei sich zu Plattformen ausweitende Stelen, die sich berühren und alle mit drei Düsen versehen sind. Im Zusammenhang mit dem Wasser liegt es nahe, in diesen ausladenden, organisch wirkenden Flächen überdimensionierte Seerosen zu sehen. Jede ist von einem kleinen, schwer definierbaren Tier besetzt, einer Art Grille, einem Erdschweinchen und einem Schmetterling. 

Skulptur mit Maskerade.
Die Maskerade entwickelt heiter-grotesken Reiz.

Auf der zentralen Plattform erhebt sich auf einer Stele ein Mondgesicht, ein auf geometrische Grundformen reduzierter menschlicher Kopf. Ob beziehungsweise wie sehr er sich über das Gekreuch und Gefleuch neben ihm erhebt, ist unklar. Über allem thront ja in luftiger Höhe der Frosch, der gespannt auf das Panorama unter ihm blickt. Gut möglich, dass er gleich zum Fang der sich da präsentierenden Tierchen ansetzt. Derweil das Wasser fliesst und fliesst. Dieser Brunnen bietet ein Spektakel, das auch groteske Züge trägt.   

 

Text: Caroline Kesser, Zürich
Foto: Pietro Mattioli, Zürich 

 

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