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Keltische Bierbrauer am Rennweg

Medienmitteilung

Spannende archäologische Resultate liegen nun in Buchform vor

Von Heiligtümern, Bierbrauern und Münzpräg-Utensilien. Davon berichtet das reich bebil- derte, wissenschaftliche Buch «Zürich in der Spätlatène- und frühen Kaiserzeit», das Stadträtin Kathrin Martelli heute an einer Buchvernissage vorgestellt hat.

7. Juli 2009

Die Zürcher Stadtarchäologen entdeckten vor rund zehn Jahren am Rennweg, im Umfeld des Hotels Widder, erstmals Spuren der keltischen Besiedlung Zürichs. Inzwischen sind weitere Fundstellen dazugekommen und ein grosses, vom Schweizerischen Nationalfonds finanziell unterstütztes, Auswertungsprojekt liefert erste Resultate. Margrit Balmer hat in ihrem Buch «Zürich in der Spätlatène- und frühen Kaiserzeit – Vom keltischen Oppidum zum römischen Vicus Turicum» die Frühgeschichte Zürichs neu aufbereitet. Die Vernissage des Buches fand im Hotel Widder statt, dem Ort der wichtigsten Funde. Das Buch mit viel Bildern, Plänen und Tabellen zeigt, was wir heute über die Kelten in Zürich wissen. So ist inzwischen klar, dass es sich nicht um ein kleines Bauerngehöft, sondern um eine stadtähnliche Siedlung mit Befestigungen, Heiligtümern und spezialisiertem Handwerk handelte. Unmittelbar vor der Fassade des Hotels Widder wurden Spuren keltischer Bierbrauer gefunden. Zwischen den Scherben eines Vorratsgefässes lag eine grosse Anzahl gekeimter Dinkelkörner. Die zur Untersuchung herangezogene Archäobotanikerin der Universität Basel, Stefanie Jacomet, spricht in ihren Beitrag von der «ältesten Zürcher Brauerei». In einem weiteren Artikel wird der Fund der bereits 1890 an der oberen Bahnhofstrasse entdeckten Münzklumpen von etwa 18 000 keltischen Münzen, die vermutlich eine Opfergabe an keltische Gottheiten darstellen, analysiert.  

Gerade rechtzeitig konnte ein weiterer Fund im Hof des Dittlinghauses, Rennweg 35, im Buch dokumentiert werden. Im Jahr 2007 fanden die Stadtarchäologen das Fragment einer speziellen Vorrichtung, die darauf hinweist, dass die frühen keltischen Zürcher Münzen prägten.

So zeigt sich nun immer klarer, wie diese Siedlung an den Abhängen des Lindenhofhügels ausgesehen hat, die ganz am Anfang steht und als Zürichs Ursprung gilt. Das Buch zeigt ebenfalls auf, wie in der Folge die Römer in diesem Gebiet Fuss fassten und das Bild der Siedlung veränderten.

Das im Schweizer Buchhandel erhältliche Buch kostet 95 Franken. Es ist eine wichtige Grundlange für alle, die sich vertieft mit der Geschichte Zürichs befassen. Das Forschungsprojekt geht weiter. Die Zürcher Stadtarchäologie wertet, zusammen mit der Kantonsarchäologie und den Universitäten Bern und Basel alle verfügbaren Informationen zum römischen Zürich neu aus und wird sie daraufhin publizieren. Geplant sind Zeichnungen, die die Ansichten des keltischen und römischen Zürichs aufzeigen und die neuen Erkenntnisse zu dieser frühen Siedlungsphase sichtbar machen.  

Margrit Balmer: Zürich in der Spätlatène- und frühen Kaiserzeit Vom keltischen Oppidum zum römischen Vicus Turicum, Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 39 Zürich und Egg 2009, Herausgegeben Hochbaudepartement der Stadt Zürich, Amt für Städtebau, Stadt-
archäologie, Druck und Verlag: FO Print & Media AG, Zürich und Egg, 372 Seiten inkl. zahlreiche Fotos, Pläne und Tabellen, sowie 62 Tafeln, Preis: Fr. 95.--, ISBN 978-3-905681-37-6.