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Publikation

März 2024

Persönlich-Kolumne: 30 ist das neue 50

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich
Karin Rykart, Vorsteherin des Sicherheitsdepartements
Karin Rykart, Vorsteherin des Sicherheitsdepartements
März 2024

Persönlich-Kolumne: 30 ist das neue 50

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich

Die meisten europäischen Städte hatten sich in den Fünfzigerjahren – ganz gemäss dem damals vorherrschenden Denken – nach dem Verkehr ausgerichtet. Seit einigen Jahren wird das nun umgedreht: Paris, Berlin, Bilbao, Helsinki, Amsterdam, Zürich… sie alle schlagen einen neuen Weg ein und sagen: Der Verkehr soll sich nach der Stadt richten. Der Grund dafür ist simpel: Die Städte wollen mehr Lebensqualität für ihre Bewohner*innen. Mehr Ruhe und mehr Sicherheit. Der Verkehr soll also sanfter werden. Es soll mehr Platz geben für Fussgänger*innen und Velos. Das Zeitalter von Strassenlärm, Staus und Verschmutzung ist vorbei.

In Spanien ist seit drei Jahren Tempo 30 in Städten die Norm, Tempo 50 die Ausnahme. Die Niederlande haben ebenfalls dem Plan zugestimmt, im Siedlungsgebiet Tempo 30 zur Norm zu machen. In Deutschland haben sich vor kurzem 380 Städte zusammengeschlossen, weil sie auf ihrem Gebiet – und zwar auch auf Hauptstrassen – Tempo 30 wollen.

Auch in der Schweiz sind die Städte daran, mehr und mehr Kilometer ihres Strassennetzes langsamer und damit ruhiger und sicherer zu machen. Zürich, Basel, Bern Fribourg, Winterthur, St Gallen… alle gehen runter vom Gas. Der Trend geht überall in die gleiche Richtung: 30 ist das neue 50. Nur in den Köpfen der (mehrheitlich bürgerlichen) Auto-Lobby nicht – da hat sich irgendwie die Vergangenheit verknotet und jetzt eine alte Tempo-Teufel-Politik neu geformt. Nun treten sie auf allen Ebenen – Kanton und Bund – hervor und ziehen ein politisches Powerplay auf: Gegen die Lebensqualität in den Städten. Diejenigen, die sonst immer das Hohelied des Föderalismus singen und auf die Eigenständigkeit der Gemeinden pochen, untergraben jetzt die Autonomie der Städte. 

Karin Rykart
Vorsteherin Sicherheitsdepartement