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Geburtenrückgang im ersten Halbjahr 2022

Im ersten Halbjahr 2022 wurden deutlich weniger Babys mit Wohnsitz in der Stadt Zürich geboren als in der gleichen Periode der Vorjahre. Seit Januar 2022 ist die Fertilitätsrate – die Anzahl Neugeborener pro Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren – deutlich tiefer. Der Geburtenrückgang tritt in allen Altersklassen, bei Schweizer und ausländischen Frauen sowie in allen Stadtkreisen auf. (25. August 2022 – Klemens Rosin)

Im ersten Halbjahr 2000 wurden etwa 1800 Babys mit Wohnsitz in der Stadt Zürich geboren (Grafik 1, «Geburten»). Bis zum Jahr 2016 stieg die Geburtenzahl in den ersten Jahreshälften auf 2600 an und blieb dann von 2017 bis 2021 ungefähr konstant. Im ersten Halbjahr 2022 wurden 2028 Babys geboren; das sind 20 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2021.

Von 2020 bis 2022 lebten immer mehr 15- bis 49-jährige Frauen in der Stadt Zürich (Grafik 1, «15- bis 49-jährige Frauen»). Die unterschiedlichen Geburtenzahlen sind folglich nicht auf die Anzahl Frauen im sogenannten gebärfähigen Alter zurückzuführen, sondern auf die Fertilitätsraten (Anzahl Geburten pro Frau und Jahr; Grafik 1, «Fertilitätsrate»). Die Fertilitätsraten im Zeitverlauf weisen ähnliche Muster auf wie die Geburten: Nach dem Anstieg von 2000 bis 2016 bleibt die Fertilitätsrate von 2017 bis 2021 ungefähr konstant. Von 2021 zu 2022 (jeweils erstes Halbjahr) nahm die Fertilitätsrate um 22 Prozent ab. Pro Frau im Alter von 15 bis 49 Jahren wurden im ersten Halbjahr 2022 also deutlich weniger Babys geboren als in der ersten Jahreshälfte 2021.

Grafik 1: Geburten, 15- bis 49-jährige Frauen, Fertilitätsrate (jeweils erstes Halbjahr)

Geburten pro Monat: Wann begann der Geburtenrückgang?

In den Sommermonaten werden in Zürich mehr Babys geboren als in den anderen Monaten (Grafik 2). Die monatlichen Geburtenzahlen schwanken mit Werten zwischen 374 und 483 relativ stark. Es fällt jedoch auf, dass von Januar bis und mit Juni 2022 die Geburten deutlich geringer ausfallen als in den Vorjahren.

Auch wenn die Geburtenzahlen pro Monat schwanken, fallen Niveau-Unterschiede auf: Im Jahr 2022 wurden zwischen 297 bis 364 Kinder pro Monat geboren. Die höchste monatliche Geburtenzahl des Jahres 2022 (364 Geburten im Mai) liegt unter dem niedrigsten Wert der Jahre 2015 bis 2021 (374 Geburten im Februar 2017).

Wie zuvor bei den Halbjahresdaten zeigt sich auch bei den Monatszahlen, dass der Rückgang nicht auf die Anzahl Frauen, sondern auf die Fertilitätsrate zurückzuführen ist. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 ist die Fertilitätsrate klar geringer als in denselben Monaten der Vorjahre. Im Dezember 2021 befand sich die Fertilitätsrate noch auf dem Niveau der Vorjahre; im Januar 2022 lag sie dagegen klar darunter. Der Rückgang der Fertilitätsrate und damit der Geburtenzahlen setzte im Januar 2022 ein.

Grafik 2: Geburten, 15- bis 49-jährige Frauen, Fertilitätsrate (Monatsdaten)

Geburten 2020 bis 2022 im Vergleich

Die Corona-Pandemie betraf die Stadt Zürich ab dem Frühling 2020. Wie haben sich seither die Geburtenzahlen entwickelt? Als Vergleich werden Mittelwerte vor der Corona-Pandemie verwendet: Es werden die mittleren monatlichen Geburtenzahlen der Jahre 2015 bis 2019 herangezogen.

Die monatlichen Geburten der Jahre 2020 und 2021 waren mal etwas höher, mal etwas niedriger als im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 (Grafik 3). Die Abweichungen waren aber nie grösser als plus/minus 10 Prozent. Ab 2022 zeigt sich ein anderes Bild: Im Januar 2022 wurden 19 Prozent weniger Kinder geboren als im Januar-Mittel der Jahre 2015 bis 2019. Im Juni 2022 gab es 31 Prozent weniger Geburten als im Juni-Mittel der Jahre 2015 bis 2019.

Die Fertilitätsrate war in den meisten Monaten der Jahre 2020 und 2021 geringer im Vergleich mit dem Mittel der Vorjahre. Das heisst, dass auch schon in dieser Zeit pro Frau weniger Kinder geboren wurden. Von einem Corona-Babyboom konnte demnach nicht die Rede sein. Die Abweichung gegenüber dem Mittel wurde 2022 nochmals deutlich grösser. Die Fertilitätsrate war im Juni 2022 um 34 Prozent geringer als der Juni-Mittelwert der Jahre 2015 bis 2019.

Zwischenfazit: Die geringen monatlichen Geburtenzahlen und Fertilitätsraten des Jahres 2022 sind nicht im üblichen Rahmen der Schwankungen; sie sind klar niedriger als die Monatsmittel der Jahre 2015 bis 2019.

Grafik 3: Vergleich mit Mittel (2015 bis 2019). Lesebeispiel: Im Januar 2020 wurden 2,1 Prozent weniger Kinder geboren als im Januar-Mittel der Jahre 2015 bis 2019.

Geburtenrückgang: keine Unterschiede nach Alter und Herkunft

Der Anstieg der Geburtenzahlen von 2000 bis 2015 war auf die gleichzeitige Zunahme der Anzahl 15- bis 49-jähriger Frauen sowie der Fertilitätsrate zurückzuführen (siehe «Dem Babyboom auf der Spur»). Damals hat die Fertilitätsrate insbesondere bei den 35- bis 39-jährigen Frauen stark zugenommen. Wie sieht es nun aber beim Geburtenrückgang 2022 aus? Dieser hat nicht mit der Anzahl 15- bis 49-jähriger Frauen, sondern bloss mit der Fertilitätsrate zu tun. Ist die Fertilitätsrate nur bei gewissen Altersklassen oder bei allen rückläufig?

Der Rückgang der Fertilitätsrate von 2021 auf 2022 fand in allen Altersgruppen statt (Grafik 4). Bei den beiden Gruppen mit den höchsten Fertilitätsraten (den 30- bis 34-Jährigen sowie den 35- bis 39-Jährigen) gingen diese um 24 respektive 18 Prozent zurück. Auch bei den anderen Altersklassen gingen die Fertilitätsraten klar zurück (Beispiel 25- bis 29-Jährige: minus 25 Prozent).

Bei den Schweizerinnen und den Ausländerinnen ist der Rückgang der Fertilitätsrate von 2021 auf 2022 praktisch gleich (siehe Grafik 4, «Schweizerinnen», «Ausländerinnen»). Bei der Abnahme der Fertilitätsrate der letzten sechs Monate gibt es somit keine Unterschiede nach Altersklasse oder Herkunft.

Grafik 4: Fertilitätsrate nach Alter und Herkunft (nur erstes Halbjahr)

In allen Stadtkreisen weniger Geburten

Im ersten Halbjahr 2022 gab es in allen Stadtkreisen weniger Geburten als im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 (jeweils erste Jahreshälfte). Der Verlauf der Geburtenzahlen während der Jahre 2020 bis 2022, die durch die Corona-Pandemie geprägt wurden, waren aber unterschiedlich nach Stadtkreis. Zwei Muster dominieren:

  • Konstanz und Rückgang 2022: Einige Stadtkreise verzeichneten in den Jahren 2020 und 2021 etwa gleich hohe Geburtenzahlen wie vor der Corona-Pandemie. Der deutliche Rückgang erfolgte 2022. Das war beispielsweise in den Stadtkreisen 5, 9, 10, 11 und 12 der Fall.
  • Anstieg gefolgt von Rückgang 2022: In den Stadtkreisen 2, 4 und 7 stiegen die Geburtenzahlen über die Jahre 2020 und 2021 an; 2022 gab es eine markante Abnahme.

Fazit zu Veränderungen nach Stadtkreis: In allen Stadtkreisen ist die Geburtenzahl im ersten Halbjahr 2022 geringer als im Mittel. In allen Stadtkreisen hat aber die Anzahl 15-bis 49-jähriger Frauen zugenommen. Daher ist die Geburtenreduktion in allen Stadtkreisen auf eine markante Abnahme der Fertilitätsrate (Kinder pro Frau) zurückzuführen.

Grafik 5: pro Stadtkreis: Geburten, 15- bis 49-jährige Frauen, Fertilitätsrate (jeweils erstes Halbjahr)

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