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Publikation

Februar 2022

Persönlich-Kolumne: Hinschauen statt wegsehen

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich
Februar 2022

Persönlich-Kolumne: Hinschauen statt wegsehen

Publikation im Tagblatt der Stadt Zürich

Eine unerwünschte Hand auf dem Knie, ein unangemessener Spruch, eine Beschimpfung oder anzügliche Blicke: So etwas erleben viele Leute im Alltag, vor allem junge Frauen, Homosexuelle und trans Menschen. Zehn Prozent der Zürcherinnen und Zürcher haben in der letzten Bevölkerungsbefragung angegeben, dass sie im Jahr zuvor ausser Haus belästigt worden sind. Im Online-Meldetool «Zürich schaut hin» (zuerichschauthin.ch), das meine Stadtratskollegin Karin Rykart und ich im Mai 2021 lanciert haben, sind bereits über 900 Meldungen zu Belästigungen eingegangen. Geschehen sind sie nicht etwa nur in Bars und Nachtclubs, sondern oft auch tagsüber, auf der Strasse, im Tram oder Bus.

Mit dem Meldetool möchten wir Betroffenen die Möglichkeit geben, ihre Erfahrung zu teilen. Denn so leicht wegstecken lässt sich das meist nicht: Verletzende Worte hallen nach, unangenehme Erlebnisse verunsichern. Das Tool informiert auch darüber, an wen man sich wenden kann, seien es Beratungsstellen oder die Polizei.

«Zürich schaut hin» richtet sich nicht nur an die Betroffenen. Wir alle können dazu beitragen, dass sich in Zürich jede und jeder wohl und sicher fühlt, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung oder Hautfarbe. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Wie kann ich reagieren, wenn ich eine unschöne Szene beobachte? Was ist ein harmloses Kompliment, was eine sexistische Belästigung? Zusammen mit Partnerorganisationen bietet die Stadt Weiterbildungen zu Zivilcourage an.

Für mich heisst hinschauen auch: über Belästigungen im Alltag reden und gemeinsam die vermeintliche Normalität unangemessener Verhaltensweisen hinterfragen.

Danke, dass auch Sie hinschauen!

Corine Mauch
Stadtpräsidentin