Teilinstandsetzung Cabaret Voltaire
Die Instandsetzung des «Cabaret Voltaire» 2021–2022 schaffte einen Spagat: Aus einem baulichen Patchwork entstand ein Ensemble, das zeitgemässe Ästhetik und hohe Funktionalität mit dem Anspruch an einen kulturhistorisch bedeutenden Erinnerungsort auf einen Nenner bringt. Ein kluger Eingriff in die Raumstruktur machte dies möglich.
- Bauherrschaft
Stadt Zürich - Eigentümervertretung
Liegenschaften Stadt Zürich
- Bauherrenvertretung
Amt für Hochbauten - Architektur und Bauleitung
raumfalter Architekten GmbH, Zürich - Bauingenieurwesen
Ruggli & Partner Bauingenieure AG, Zürich - Elektroingenieure
GODE AG, Zürich - HLKS-Ingenieure
Thieme:Klima.AG, Zürich
- Auswahlverfahren
Rahmenvertrag - Politischer Prozess
abgeschlossen - Objektkredit
CHF 3.112 Mio. - Bauzeit
2021 – 2022
Modernität für das Kulturdenkmal
Die Teilinstandsetzung des «Cabaret Voltaire» musste viel leisten: Bausubstanz, Haustechnik und Gastronomie waren zu modernisieren. Der künstlerische Betrieb braucht mehr Spielraum für seine Weiterentwicklung, mehr Sichtbarkeit und eine flexiblere Nutzung. Der denkmalpflegerische Kontext des Altstadthauses aus dem 16. Jahrhundert ist anspruchsvoll, das erinnerungskulturelle Erbe der Geburtsstätte des Dadaismus bedeutend. Die Aufgabe erforderte sehr sorgfältige Eingriffe und eine geschickte Reorganisation des Gebäudes.
Geschickte Entflechtung
Die entscheidende Idee des Umbaus (raumfalter Architekten, Zürich) bestand darin, die Treppenbereiche als zentrales Verbindungselement zusammenzufassen. Das Ensemble wurde entflochten und die einzelnen Räume – Ausstellung, Bar, Saal und Bibliothek – sind heute neu angeordnet, organisch verbunden und zugleich unabhängig voneinander nutzbar.
Baudokumentation
Die Baudokumentation zeigt, wie die Teilinstandsetzung des Cabaret Voltaire einen Spagat geschafft hat: Der Geburtsort der Dada-Bewegung wurde entflochten, städtebaulich geöffnet, ästhetisch erneuert – aber getreu der historischen Bricolage von Generationen.
Philosophie der Öffnung
Dazu trägt auch die gastronomische Infrastruktur bei: Der Saal hat eine mobile Bar erhalten. In der Bibliothek im Obergeschoss können dank einer kleinen Küche Caterings durchgeführt werden. Die «Künstler*innenkneipe» befindet sich heute im Eingangsbereich zur Münstergasse hin. Diese Rochade verstärkt Adressierung und Sichtbarkeit – umso wichtiger, da nicht in die Fassade eingegriffen wurde. Der Philosophie der Öffnung folgt auch die Ertüchtigung des Ausstellungsraums im Untergeschoss. Dieser ist heute klimatisiert, gesichert und technisch besser ausgestattet, was eine Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich und dessen wertvollen Dada-Sammlung erlaubt. Der Komfort von Publikum und Belegschaft wurde mit neuen sanitären Anlagen verbessert. Ein Warenlift verbindet Ausstellungsraum und Saal.
Farben als Zeitzeugen
Dem Cabaret Voltaire wurde eine Ästhetik verliehen, die zugleich modern ist und auf die Vergangenheit Bezug nimmt. Die Materialien sind eine Collage von wertigem Holz, Metall und Kalkstein, alten Versatzstücken und rohem Mauerwerk. Von der Ausstattung der Dada-Bewegung ist nichts erhalten. Der Farbwahl kam deshalb eine besondere Bedeutung zu: Überliefert ist, dass die Räume 1916 schwarz und blau gestrichen waren. Die Architekten haben deshalb auf diese Farben gesetzt, ergänzt vom Rot und Grün der Textilien und von mineralischem Hellgrau (Beton, Kalkstein). Alle neuen Materialien erfüllen den Eco-BKP-Standard.