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Die Gesamtökologie von Fahrzeugen analysiert

Medienmitteilung

Eine Studie im Auftrag des Kantons und der Stadt Zürich hat die Gesamtökobilanzen verschiedener Fahrzeuge und Antriebsarten verglichen. Elektrofahrzeuge schneiden dabei erwartungsgemäss in den meisten, aber nicht allen Umweltbereichen gut ab. Die Studie liefert den Behörden eine fundierte Entscheidungsgrundlage für den urbanen Kontext.

6. Juli 2020

Stadt und Kanton Zürich sind im Rahmen von politischen Vorstössen, von Strategien und bei der Beschaffung von Fahrzeugen immer wieder mit der Frage konfrontiert, welche Antriebe für welche Fahrzeuge ökologisch sinnvoll sind. In der Stadt Zürich stellt die Umstellung auf alternative Antriebe zudem eine der sechs klimapriorisierten Massnahmen auf dem Weg zur klimafreundlichen Stadt bis 2030 dar.

Fundierte Grundlagendaten sind zentral

Es gibt eine Vielzahl von Ökobilanz-Studien. Sie haben aber alle einen unterschiedlichen Rahmen. Fundierte Grundlagendaten liefert nun eine neue Studie im Auftrag des Umwelt- und Gesundheitsschutzes der Stadt Zürich, des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft und des Tiefbauamts der Stadt Zürich. Damit erhalten Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger ein Werkzeug, um heute und künftig im Bereich Zürcher Mobilität bestmögliche Entscheidungen treffen zu können.

Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet

Die Studie «Umweltauswirkungen von Fahrzeugen im urbanen Kontext» ist auf den Kanton Zürich zugeschnitten und bewertet die Umweltauswirkungen verschiedener Antriebe über den gesamten Lebenszyklus im Zeitraum 2020 bis 2050. Sie berücksichtigt eine breite Palette relevanter Fahrzeugtypen – vom E-Bike und E-Trottinett über Personenwagen, Motorräder, Bus, Tram bis zu Kommunalfahrzeugen wie Strassenreinigungsmaschinen.

Die drei Ökobilanz-Spezialisten INFRAS, PSI und Quantis sowie eine Begleitgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Ämter, Betriebe und Institutionen der Stadt und des Kantons Zürich untersuchten die Umweltauswirkungen über den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge: angefangen beim Bau der Strasse oder Schiene und deren Wartung, über die Herstellung der Fahrzeuge inkl. Batterien sowie des Treibstoffs bis hin zu den Emissionen im Betrieb. Die Resultate wurden für verschiedene Umweltaspekte wie Energieverbrauch, Treibhausgase, Luftschadstoffe (Feinstaub und Stickoxide), Lebenskosten bis hin zu Wasserbrauch und Rohstoffverbrauch aufgeschlüsselt.

Batteriebetrieben grundsätzlich besser - mit Einschränkungen

Die Studie liefert interessante Ergebnisse, einige überraschen wenig: Es zeigte sich beispielsweise bei allen Fahrzeugen, dass batterieelektrische Fahrzeuge dank ihrer höchsten Gesamtenergieeffizienz eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen pro Kilometer ermöglichen, sofern für den Betrieb CO2-armer Strom vorhanden ist. Etwas geringer fällt die Reduktion bei Brennstoffzellenfahrzeugen aus wegen der geringeren Effizienz des Antriebs und der Wasserstoffproduktion.

Ein anderes Bild zeigt sich beim Feinstaub: Neben der Herstellung des Stroms für den Betrieb verursacht auch die Herstellung der Batterien Feinstaubemissionen ausserhalb der Schweiz. Deshalb schneiden hier die elektrischen Antriebe gesamtökologisch pro Kilometer leicht schlechter ab als andere Antriebsarten. Wie die Studie auch zeigt, müssen die Umweltvorteile bei einigen Fahrzeugtypen zurzeit mit höheren Gesamtkosten erkauft werden.

Spezifischer Umweltindex für Zürich

Neben separaten Auswertungen für die einzelnen Umweltaspekte erstellten die Studienverfasser einen «Zürich Mobilitäts-Umweltindex (ZMU)». Dieser Wert erlaubt es, die Umweltindikatoren dieser Studie spezifisch für Zürich zu gewichten, und zwar auf zwei Ebenen – lokal und global. So spielen lokal im Raum Zürich betrachtet beispielsweise der Lärm und der Raumbedarf eines Fahrzeugs eine wichtige Rolle, im globalen Zusammenhang sind es der Wasserbedarf und die Rohstoffgewinnung. Die ZMU-Ergebnisse zeigen, dass auch die «Gesamtumweltbelastung» im urbanen Raum mit batterieelektrischen Fahrzeugen am wirkungsvollsten reduziert werden kann. Mit dem Umweltindex für Zürich bildet die Studie eine einfache Entscheidungsgrundlage für den Kanton und die Stadt.

Stadt Zürich berücksichtigt ökologische Prinzipien bei Fahrzeugpolitik

Seit 1.Juli 2020 hat die Stadt Zürich eine neue Fahrzeugpolitik. Sie orientiert sich an den Vorgaben einer nachhaltigen Entwicklung und den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft. Die Stadt legt im Sinne der priorisierten Klimamassnahmen einen Schwerpunkt auf der Berücksichtigung ökologischer Prinzipien. Sie gibt für die Anschaffung von Fahrzeugen klare Vorgaben in den Bereichen Technologie, Treibstoffe und Energie, Umwelt- und Klimaschutz sowie im Umgang mit Fahrzeugen.

Der Stadtrat will eine konsequente Umstellung der Fahrzeugflotte auf alternative Antriebe, insbesondere bei den Personenwagen und den leichten Nutzfahrzeugen. Die jüngst erfolgte, stadtweit koordinierte Submission für diese Kategorien stand ganz im Zeichen dieser Vorgabe. Auch schwere Nutzfahrzeuge werden umgerüstet.

Die Umstellung ist bereits im Gang. Beispielsweise setzt ERZ Entsorgung + Recycling Zürich seit Juli 2019 für die Leerung der rund 4100 Abfallbehälter auf öffentlichem Grund auch elektrobetriebene Lieferwagen ein. Per Ende 2019 waren bereits zehn Fahrzeuge unterwegs. Das erste elektrobetriebene Abfallsammelfahrzeug nahm ERZ im April 2020 in Betrieb. Das Fahrzeug wird mit Strom aus der Kehrichtverbrennungsanlage betrieben.

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