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Structure animée, 1990, Peter Hächler

stadt-zuerich.ch/artloop12-haechler
Peter Hächler, «Structure animée», 1990, Foto: zVg, Kunstsammlung Stadt Zürich

Schwerelos im Raum

Selten behauptet sich ein Kunst-und-Bau-Werk so souverän an seinem Ort wie Peter Hächlers «Structure animée» im Hof des Gesundheitszentrums für das Alter Herzogenmühle. Diese Plastik aus Chromnickelstahl setzt sich in ihrer Materialität und Dynamik deutlich von der etwas behäbigen Backstein-Architektur von Andreas Liesch (1927–1990) ab, tritt mit ihr aber auch in einen Dialog und bietet sich als variable Projektionsfläche an.

Die elegante «Structure animée» muss präzise konstruiert worden sein, ist in ihrer Komplexität aber nicht zu durchschauen. Das war auch die Absicht des Lenzburger Bildhauers, der mit seinen Konstruktionen, die er auch als «stereometrische Organismen» bezeichnete, gerne irritierte. Um blosse Virtuosität war es Peter Hächler (1922–1999), der als einer der ersten Künstler den Computer verwendete, aber nie zu tun. Wie der Titel dieses Werks andeutet, ging es ihm um die Verlebendigung der Geometrie oder umgekehrt: die Geometrisierung vertrauter natürlicher Erscheinungen. Von einem Blickpunkt aus, den man von der Positionierung dieser Plastik im Hof her frontal nennen könnte, glaubt man in zwei sich aufrichtenden, von einem Zwischenstück verbundenen Körpern Wesen zu erkennen, die sich einander zuneigen und um eine Beute balgen. Beim Umrunden dieser aus ähnlichen, von Quadraten und Rhomben bestimmten Modulen zusammengesetzten Konstruktion, die offensichtlich keine Schauseite hat, stellen sich aber wieder neue Assoziationen ein. Wie die Einzelelemente zusammengehören, erklärt sich nie. Was bleibt, ist der Eindruck der Schwerelosigkeit dieser auf zwei Spitzen und einer Kante stehenden, raumgreifenden Figur. Das ist auch ein Merkmal von Hächlers reifem Werk. Der Traum vom Fliegen, der ihn als Kind Modellflugzeuge basteln liess, begleitete ihn sein Leben lang, damit verbunden das Wissen um das prekäre Gleichgewicht.

Für Peter Hächler, der Architektur studiert hatte, bevor er sich zum Bildhauer ausbilden liess, machte ein Kunst-und-Bau-Werk nur Sinn, wenn es in der Auseinandersetzung mit der vorgegebenen Architektur entstand. Das Material Chromnickelstahl, das er für seine «Structure animée» wählte, korrespondiert mit den metallenen Balkonen an der Fassade und reagiert sensibel auf die Veränderungen des Lichts. Bald färbt sich diese Plastik vom Widerschein des Backsteins rötlich, bald ist sie blau oder grau wie der Himmel.

Caroline Kesser
© Kunstsammlung Stadt Zürich / Fachstelle Kunst und Bau

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