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Spielerischer Ernst - ernstes Spiel

Nedko Solakov gewann den Kunst-und-Bau-Wettbewerb, den die Fachstelle Kunst und Bau des städtischen Amts für Hochbauten 2016 lancierte. Nach abgeschlossener Instandsetzung des Amtshauses Helvetiaplatz hat der Künstler in situ seine Kleinstgeschichten und Denkstücke angebracht. Sein Werk «Arbeitdoodles» erweitert den Ort um eine narrative Ebene.

Gezeichnetes Doodle oberhalb des Türgriffs.
«Magic»: Kleine Wunder des Alltags.

Nedko Solakov schaut hinter die scheinbar gefestigten und gültigen Bedingungen unterschiedlicher Systeme in unserer komplexen Welt. Politik, Gesellschaft, Kunst reflektiert der Künstler mit zeichnerischen, installativen oder performativen Mitteln. Seine eigentliche künstlerische Sprache bildet dabei das Geschichtenerzählen. Solakovs Erzählungen sind sicher austariert zwischen spielerischer Unterhaltung, tiefgründiger Ironie und subversivem Humor. Dies gilt besonders für seine oft mit Text erweiterten visuellen Erzählungen, die «Doodles». Dafür zeichnet der Künstler direkt auf Oberflächen und Applikationen, bezieht Unregelmässigkeiten der Wandstruktur ebenso mit ein wie Lichtreflexe oder Schattenwürfe. Den Akt des «doodling», des Kritzelns, beschreibt Solakov als dem Prozess des Plauderns verwandt: «Man lässt sich auf eine Art Eigendynamik des Gesprächs ein – ohne genaue Vorstellung vom Verlauf, aber mit dem sicheren Gefühl der Sympathie für einander.» 

Doodle an einer Wand mit Platten.
Schattendasein: «Sonne in den Ferien».

Kunst und Bau – eine ortsspezifische Praxis 

Auch die «Arbeitdoodles» für das Amtshaus Helvetiaplatz sind in direktem Austausch mit dem vorgefundenen Ort, seiner Architektur und Ausstattung, seiner Geschichte und Nutzung entstanden. Der Bezug zu Arbeit und Gesellschaft und zu Institutionen des Sozialstaates zieht sich durch die Geschichte des Gebäudes und des Platzes.
Der inmitten des einstigen Arbeiterquartiers gelegene Helvetiaplatz hat eine lange Geschichte im Kontext der Zürcher Arbeiterbewegung. Im 1963 errichteten Amtshaus waren ursprünglich das Wohlfahrts- und das Jugendamt, die Berufsberatung sowie das Gantlokal (Betreibungsamt) untergebracht. Vor der 2019 abgeschlossenen Instandsetzung befand sich hier das Amt für Zusatzleistungen, heute beherbergt das Verwaltungsgebäude das Sozialzentrum. 

Gezeichnetes Doodle
Märchenhaft: 3 Rapunzel und 1 Prinz.

Arbeitsfeld Kunst 

Mit «Arbeitdoodles» stellt Nedko Solakov auch die Frage nach der Arbeit des Künstlers oder der Künstlerin und nach der gesellschaftlichen Relevanz von Kunst.
Mitarbeitende und Besuchende des Sozialzentrums sowie Gäste des im Amtshaus neu eingerichteten Cafés «Campo» können die unzähligen, leichtfüssig daherkommenden Kleinstgeschichten und hintersinnigen Denkstücke im Amtshaus und in den Tiefgaragen unter dem Helvetiaplatz entdecken. Diese verweben sich miteinander zu Netzwerken und spinnen sich zu einer lichten Erzählung, die in scheinbar harmlosen Begebenheiten universelle Themen aufspürt. 

Kristin Bauer
Foto: Pietro Mattioli

 

 

Gezeichnetes Doodle direkt auf der Wand
Ein kurzer Gruss zum Abschied.

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