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Interview mit Valentin Hauri

Das Garderobengebäude der Sportanlage Buchlern in Zürich-Altstetten wurde durch SUPAARCH (Suter Partner Architekten AG) im Auftrag des Amtes für Hochbauten saniert und erweitert. Das Grün der Umgebung scheint auf den Erweiterungsbau abzufärben: Er schimmert und leuchtet nun in verschiedenen Grüntönen. Der Künstler Valentin Hauri hat die Aussenhaut – das Dämmmaterial – rundum bemalt. Eine Glasschicht über dem Ganzen versiegelt die Malerei. Selten gehen Architektur und künstlerische Intervention derart Hand in Hand wie hier. Der Künstler gibt Auskunft über sein Vorgehen.

Aussenansicht Sportzentrum Buchlern

«Ich hoffe, dass von der Offenheit etwas auf die Sporttreibenden überspringt.»

Portraitfoto mit Valentin Hauri
Valentin Hauri schafft bewegte Malerei. Foto: Iris Ritter

Claudia Pantellini: Valentin Hauri, Ihre Kunst-und-Bau-Intervention für die Sportanlage Buchlern überzeugt durch die grosse Selbstverständlichkeit und Stimmigkeit. Sie erscheint «aus einem Guss». War Ihnen sofort klar, als Sie für einen Direktauftrag angefragt wurden, was Sie dort umsetzen möchten? Und wie?

Valentin Hauri: Angesichts der gegebenen Architektur-Situation mit Sanierung und Ergänzungsbau war mir bald klar, dass ein künstlerischer Eingriff eigentlich nur als Geste – hier im Sinn eines «All-Over» – möglich ist. Malerei ist mein Ausdrucksmittel, es lag also nahe, von einer Bildreihe neueren Datums auszugehen: «Boy Group I – VI», 2009. Dieser liegen durch Vergrösserung und Ausschnitte veränderte Fragmente von Buchstaben zugrunde. Durch Überlagerung der fünf Einzelmotive aus dieser freien Malerei komponierte ich für die Fassade eine Art Schriftzug, der zwischen Lesbarkeit und geometrischer Komposition liegt.

Und wie haben Sie die Farbe gewählt?

VH: Grundsätzlich wollte ich mit nur einer Farbe, einem bestimmten Grünton, arbeiten und diesen durch Übermalung immer neu und anders erscheinen lassen. Bereits in den Ausgangsbildern ist eine schwarze Vertikale vorhanden. Hier an der Fassade erinnert sie an ein Zeitmessungssystem oder an Ziellinien und schafft so eine Verbindung zum Ort.

Detailansicht Fassade
Die schwarzen Vertikalen erinnern an Zeitmessung im Sport.

Wie haben Sie die Gläser in der Fassade in Ihr «Bild» einbezogen?

VH: Die Glaselemente vor der Malerei erinnern an ein Hologramm – einzelne Teile der Malerei verschwinden und tauchen wieder auf. Dieser Vorgang akzentuiert noch das Moment der Bewegung. Das definitive Konzept der sich durch Überlagerung neu formierenden Bildelemente hat Simon Marius Zehnder, ein Architekt, schliesslich formal umgesetzt. Wichtig war für mich, dass die bestehenden Figuren unverändert blieben, also nur durch ihre Anordnung eine neue Gesamtkomposition entsteht.

Was waren für Sie die grossen Herausforderungen bei diesem Projekt?

VH: Herausforderungen gab es auf unterschiedlichen Ebenen. Es war zum Beispiel nicht immer leicht, unsere Arbeit in die bauplanerischen Abläufe zu integrieren. Die Gleichzeitigkeit unterschiedlichster Tätigkeiten am Bau war für uns praktisch das grösste Problem. Schliesslich waren auch die Wetterverhältnisse für unsere Arbeit schwierig. Die Malerei selbst lief dank sehr geschickter Detailplanung und professioneller Ausführung durch Paul Zoller und seinem Team, ein auf Fassadenmalerei spezialisiertes Atelier, sehr gut und locker ab.


Was sind generell die Chancen und Risiken aus künstlerischer Sicht bei Kunst und Bau?

VH: Allgemein denke ich, Chancen für Kunst-und-Bau-Projekte liegen dort, wo sich ein möglichst freies, explizites künstlerisches Statement behaupten kann. Dort wird sich auch ein sinnvoller Dialog zwischen Architektur und Kunst ergeben.

Umgekehrt ist es wohl riskant, zu elitäre oder hochfliegende Ziele zu haben. Hier klafft dann ein sichtbarer Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das sieht man ab und zu. Solche Arbeiten wirken bald dekorativ, beliebig oder machen einfach ratlos.

Gerade hier ist es vielleicht besonders wichtig, dass sich ein Kunstwerk seiner Rätselhaftigkeit bewusst ist und darauf insistiert.

Sind sie nun mit dem Resultat zufrieden?

VH: Ja. Wie gesagt, unsere Teamarbeit war angenehm, fachlich auf hohem Niveau, effizient. Was man nun auf der Fassade sieht, trägt – zumindest was die Malerei betrifft – die für meine Arbeit bezeichnenden Eigenheiten und ist damit als «Bild» erkennbar.

Was sollen die Nutzer dieser Anlage, die Sporttreibenden, von Ihrer Kunst-und-Bau-Arbeit mitnehmen, welchen Effekt wünschen Sie sich auf diese?

VH: Wichtig scheint mir, dass sich unsere Arbeit ins Alltägliche einer solchen Anlage integriert. Die Farbgebung erleichtert das. Die Malerei soll nicht unbedingt auffallen, sondern sich eher als vielleicht unbewusste Wahrnehmung bei den Benutzern ablagern oder festsetzen.

Malerei Der Ursprung: «Boygroup I»
Der Ursprung: «Boygroup I»

Wie nehmen Sie jetzt selbst die veränderte Sportanlage wahr?

VH: Es ist einfach schön, etwas Grosszügiges zu sehen, etwas Ungewöhnliches, Unbekanntes, das sich spontaner Zuordnung entzieht. Die scheinbare Geometrie, die doch die Züge freier gestischer Malerei trägt, enthält eine inhaltliche Substanz ... einen «menschlichen Kern», der eigentlich kommentarlos einleuchtet. Ich hoffe, dass von dieser Idee der Offenheit etwas auf die Sporttreibenden überspringt.

Der Künstler beantwortete die Fragen von Claudia Pantellini per Mail.

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