Global Navigation

Liebesbriefe - Amors Pfeil trifft Dichterherz

Amors Pfeil trifft Dichterherz

11. Dezember 2002 - 2. März 2003 

Die Liebe wird geschrieben. Dichter haben das immer schon gewusst. Der Liebesbrief gilt als der intensivste Ausdruck einer poetischen Existenz. Seine Botschaft ist die zärtliche Variation des "Ich liebe Dich". Liebesbriefe selber sind Liebesseufzer, sie beschreiben die Sehnsucht nach etwas, das unerreichbar bleiben soll.
Die Ausstellung verfolgt den Weg, den der Liebesbrief vom Mittelalter bis in unsere Zeit genommen hat. Gezeigt werden Liebesbriefe als hinterlassene Spuren des Begehrens von zwei liebenden Menschen. Liebespaare, deren Beziehung öffentlich wurde, weil sie von Anfang an literarisch bedeutsam war. Dies, weil es sich bei den Autoren um Dichter handelt, deren private Äusserungen als Teil ihres Werkes begriffen wurden, aber auch, weil in ihnen deutlich wird, dass wir immer schon literarischen Mustern folgen, auch wenn wir glauben, intimste Gefühle auszudrücken. 

mîne sinne, di sint minne! ich bin ain man, der allez an di frowen lobet. mîn herce dobet nach ainem wîbe: mînme lîbe dut si wê.

                                                         Zürcher Liebesbriefe, Anfang 14. Jahrhundert

Da haben Sie meine Rosenblätter, und in jedem Blatte einen Kuβ. Ich schicke Ihnen mit Fleiβ so viele mein lieber Klopstock, auf daβ Sie ganz damit bestreut werden, wenn Sie meinen Brief aufbrechen.

                                                         Margarete Moller an Friedrich Gottlieb Klopstock, 11.6.1751

Wo seh ich dich heute? Schreibe mir, und schreibe viel. Lebe wohl. Ich scheide auf jede Weise ungern von dir. Auch mag ich das Blat nicht verlassen das du in Händen halten sollst.

                                                         Johann Wolfgang von Goethe an Charlotte von Stein, 4.8.1782

Erschrecken Sie nicht, daβ ich Ihnen einen Brief schreibe und sogar einen Liebesbrief, verzeihen Sie mir die unordentliche und unanständige Form desselben, denn ich bin gegenwärtig in einer solchen Verwirrung, daβ ich unmöglich einen wohlgesetzten Brief machen kann, und ich muβ schreiben, wie ich ungefähr sprechen würde.

                                                         Gottfried Keller an Luise Rieter, 16.10.1847

Du muβt doch gar keinen Begriff haben, wie überwältigend es ist Dich zu lieben und von Dir geliebt zu sein. Jedesmal wenn ich Deinen Brief in meiner Tasche rascheln höre, rollt ein siebenfaches polterndes Echo in meinem Herzen nach.

                                                         Ricarda Huch an Richard Huch, 7.1.1891

Da ich Dich liebe (und ich liebe Dich also, Du Begriffstützige, so wie das Meer einen winzigen Kieselstein auf seinem Grunde lieb hat, genau so überschwemmt Dich mein Liebhaben – und bei Dir sei ich wieder der Kieselstein, wenn es die Himmel zulassen) liebe ich die ganze Welt.

                                                         Franz Kafka an Milena Jesenská, 9.8.1920

Weitere Informationen