Die Ausstellung wird vom 19. Oktober 2003 bis 4. Januar 2004 im Buddenbrookhaus, Heinrich-und-Thomas-Mann- Zentrum, Lübeck, zu sehen sein.

Figuren mit ein paar wenigen Strichen ins Lächerliche zu ziehen: auf dieses effektvolle Darstellungsmittel haben weder Heinrich noch Thomas Mann verzichtet. Immer wieder werden Leserinnen und Leser etwa der "Buddenbrooks" oder des "Felix Krull", des Romans "Im Schlaraffenland" oder des "Professor Unrat" mit Schmunzeln auf Karikaturen stossen. Ab und zu haben beide auch selber zum Zeichenstift gegriffen, besonders Heinrich Mann, dessen umfangreiches zeichnerisches Werk erst vor kurzem der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Weniger bekannt ist jedoch, dass die Familie Mann selber immer wieder den Karikaturisten als Zielscheibe gedient hat: als "lebenskritische Denunziationen" (Thomas Mann) greifen ihre Zeichnungen Eigenheiten und Eitelkeiten schonungslos heraus, isolieren und übertreiben einzelne Züge der Physiognomie, des Charakters oder des Stils.

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl aus dem reichen Material, das sich zu Lebzeiten, aber auch im Nachleben von Heinrich und Thomas Mann angesammelt hat. In der rückschauenden übersicht werden Opfer und Täter erkennbar. Denn die Karikatur legt nicht nur Verborgenes an den Dargestellten offen, sondern verrät in der Wiederkehr der Motive eine Obsession, die auch über den jeweiligen Charakter des Zeitgeistes einiges verrät. So ist die Ausstellung nicht nur eine Sammlung von Porträts von Heinrich und Thomas Mann, sondern zugleich auch eine kleine Geschichte der Karikatur im zwanzigsten Jahrhundert und vielleicht sogar, im Zerrspiegel der Karikatur, des zwanzigsten Jahrhunderts selber.