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"Der Tod in Venedig", Thomas Mann und Richard Wagner

Plakat

26. Juni - 8. September 2013

WOLLUST DES UNTERGANGS
"Der Tod in Venedig", Thomas Mann und Richard Wagner

Eine Ausstellung des Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrums im Buddenbrookhaus Lübeck, in Zusammenarbeit mit dem Museum Strauhof sowie dem Literaturhaus München. Vom Museum Strauhof erweitert um das Richard Wagner-Thema (im Rahmen der Festspiele Zürich 2013 "Treibhaus Wagner").

1911 bereist Thomas Mann auf der Suche nach Zerstreuung Italien und Venedig. Die „Reihe kurioser Umstände und Eindrücke“, die ihm auf dieser Reise widerfahren, will Mann als kleine, „rasch zu erledigende Improvisation“ niederschreiben. Innerhalb eines Jahres entsteht daraus die Novelle „Der Tod in Venedig“, die Thomas Mann als sehr ernstes, da sehr persönliches Werk empfindet.

Die Erzählung behandelt wie kaum ein anderer Text in atmosphärischer und inhaltlicher Dichte die grossen Themen Thomas Manns: die Künstlerproblematik, die griechische Mythologie, die Philosophie Nietzsches, die Homoerotik, die enge Verwobenheit der Erzählung mit Thomas Manns biografischen Erlebnissen – vor dem Hintergrund der kultur- und literaturhistorisch bewegten Epoche des fin de siècle um 1900.

Venedig war von jeher aufgrund seiner glanzvollen Geschichte und der einzigartigen Lagunenlage Anziehungspunkt und Inspiration für Künstler. Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“ hat die emotionale Aufladung dieser Stadt darüber hinaus massgeblich beeinflusst.

Hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung stellt die Ausstellung den Text sinnlich inszeniert in den Mittelpunkt: Die Besucher folgen im ersten Teil der Ausstellung dem Protagonisten Gustav von Aschenbach auf seiner Reise nach Venedig bis zum „Untergang“ und können die Hintergründe und kunstvollen Strukturen dieser – laut zeitgenössischer Kritik – „meisterhaften“ Novelle entschlüsseln: sehend, lesend und hörend. Auf diese Weise lädt die Ausstellung dazu ein, der Wirkungsmacht der Erzählung und ihrer Sprache – der „Wollust des Untergangs“ – nachzuspüren, und verführt zur Wiederentdeckung des Textes.

In der Künstlergestalt Gustav von Aschenbachs spiegelt sich – neben anderen Vorbildern – Richard Wagner, mit dem sich Thomas Mann ein Leben lang beschäftigte und den er einmal als den „modernen Künstler par excellence“ bezeichnete. Wagner starb 1883 in Venedig.  Seine Autobiographie „Mein Leben“ wurde 1911 zum ersten Mal veröffentlicht – also im gleichen Jahre, in dem Thomas Manns Novelle entstand. Darin beschreibt er seine Reise nach Venedig im Jahre 1858, wohin er sich auf der Flucht vor der verbotenen Liebe zu Mathilde Wesendonck zurückzieht: eine morbide Stadt, in der ihn die Gondeln an Totenschiffe erinnern, an Pest und Cholera. In Venedig komponiert Wagner das Liebesduett seiner Oper „Tristan“, die wiederum an Thomas Manns Novelle gleichen Titels (1903) erinnert. Später hat Thomas Mann der Figur des Komponisten Adrian Leverkühn  im Roman „Doktor Faustus“ (1947) Züge Richard Wagners verliehen.

Dieser zweite, im Auftrag des Museums Strauhof konzipierte Teil der Ausstellung (Räume 4 und 5 im Obergeschoss) geht den vielfältigen Bezugnahmen Thomas Manns auf Richard Wagner nach und schliesst damit an die Thematik der Zürcher Festspiele an, die 2013 den 200. Geburtstag Wagners begehen.

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