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«Erst-Flucht-Stadt» Tyros, Libanon

Angesichts der dramatischen Flüchtlingssituation in Folge des Syrien-Kriegs lancierte der Zürcher Stadtrat im September 2015 ein Aktionsprogramm, das lokale und internationale Interventionen beinhaltet. Von den rund sechs Millionen syrischen Flüchtlingen, die seit Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 2011 in Nachbarsländern Schutz suchten, halten sich gegen Ende des Jahrzehnts immer noch rund 1.4 Millionen im Libanon auf. Selbst von den Folgen eines langen Bürgerkriegs, von wiederholten militärischen Interventionen seiner Nachbarn, von politischer Instabilität, wirtschaftlichen Krisen und einer wenig intakten Infrastruktur gekennzeichnet, leistet dieses Land mit seinen rund 4 Millionen Einwohnern bei der Flüchtlingsaufnahme enorm viel – insbesondere einzelne Städte und Gemeinden.
Das internationale Engagement Zürichs zielt darauf ab, eine sogenannte «Erst-Flucht-Stadt» im Libanon bei der Bewältigung der kommunalen Herausforderungen, die sich durch die Zuwanderung von Flüchtlingen seit 2011 ergeben, nachhaltig zu unterstützen. Dabei konzentriert sich das Zürcher Engagement nicht auf die Unterstützung der syrischen Flüchtlinge, sondern es berücksichtigt die gesamte lokale Bevölkerung – wovon die Flüchtlinge ein Teil sind.

Drei rasche Interventionen auf Gemeindeebene
Von 2016 bis 2017 unterstützte die Stadt Zürich drei sogenannte «Community Support Projects», die in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Hilfswerk Solidar Suisse in der Umgebung der südlibanesischen Stadt Nabatieh durchgeführt wurden. Dabei handelt es sich um die Renovation einer Schule in Houmine el Fawqa, mit dem Ziel, mehr syrische Flüchtlingskinder aufnehmen zu können, sowie um die Renovation und Ausstattung eines Spitals in Kaakyet El Jeser. Zudem erstellte das Hilfswerk einen Grundwasserbrunnen in Qsaibet, wo aufgrund der starken Bevölkerungszunahme nicht mehr ausreichend sauberes Trinkwasser zur Verfügung stand.

Aufbau einer Projekt-Partnerschaft mit der Stadt Tyros
Seit 2017 pflegt die Stadt Zürich eine Projekt-Partnerschaft mit der südlibanesischen Hafenstadt Tyros. Im Zentrum der temporären Partnerschaft steht der Austausch zwischen Fachleuten aus Zürich und Tyros. Von deren Wissen profitieren sowohl die beiden Stadtverwaltungen als auch indirekt die Stadtbevölkerung. Inhaltlich bezieht sich der Experten-Austausch auf die Themen Mobilität und Flüchtlingsaufnahme. Im Bereich Mobilität werden konkrete Projekte wie beispielsweise ein Veloverleihsystem geplant und umgesetzt. So eröffnete die Stadt Tyros im April 2021 mit Unterstützung der Stadt Zürich zwei Veloverleihstationen. Ziel ist, die Verkehrssituation in Tyros zu verbessen und den Zugang zum Stadtzentrum für diejenigen Einwohnerinnen zu vereinfachen, die kein Auto besitzen. Das Projekt legt den Grundstein für eine Zukunft mit mehr nachhaltigen Transportoptionen. Mit den Fahrrädern können die Nutzerinnen und Nutzer ein alternatives Transportmittel wählen, das nicht nur umweltfreundlich ist, sondern auch die Belastung durch COVID-19 verringern kann, während gleichzeitig Verkehrsstaus, Unfälle und Umweltverschmutzung in der Stadt reduziert werden.
Auch wenn sich die Rahmenbedingungen in Zürich und Tyros stark unterscheiden, profitieren alle Beteiligten von einem Austausch auf Augenhöhe. Das «UN Habitat Libanon»-Büro unterstützt die Projekt-Partnerschaft zwischen den beiden Städten organisatorisch und inhaltlich.

Studienreisen nach Tyros und Zürich zum Thema «Flüchtlingsaufnahme»
Im Rahmen der Projekt-Partnerschaft sollen «Expertinnen und Experten der Flüchtlingsaufnahme» die jeweils andere Situation vor Ort kennenlernen und diskutieren. Dazu findet ein regelmässiger Austausch in Form von Studienreisen statt, die abwechselnd nach Tyros oder Zürich führen. Aufgrund der aktuell fragilen wirtschaftlichen und politischen Situation im Libanon sowie der weltweiten Covid-19-Pandemie sind die geplanten Reisen bis auf weiteres sistiert.

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