Was macht Statistik Stadt Zürich?
Statistik Stadt Zürich blickt dieses Jahr zurück auf das 125-jährige Bestehen. Die rasant ansteigende Einwohnerzahl der jungen Grossstadt bescherte dem Amt von Anfang an zahlreiche Herausforderungen. Diese sind heute vielfältiger denn je … (17.05.2018)
Zürich, 2. Januar 1893. Das Wetter: 8 Grad Celsius, Regen mit leichtem Nebel. Dr. Heinrich Thomann betritt seinen neuen Arbeitsort an der Bahnhofstrasse 15. Was wird sich der erste Statistiker der Stadt Zürich beim Anblick seines kargen Büros gedacht haben?
«Als ich mein Amt am 2. Januar 1893 antrat, bestand die ganze Ausstattung des Amtes aus einem Pult; nicht einmal eine Sitzgelegenheit war vorhanden …»
Dies schrieb er später über die spartanische Einrichtung. Auch Telefon und Schreibmaschine waren ein Luxus, der erst später bewilligt wurde.
Im Jahr 1893 wurden elf Aussengemeinden mit der Stadt Zürich vereinigt. Die junge Grossstadt brauchte ein Zahlengedächtnis, um künftige Entscheidungen auf Fakten abstützen zu können. Zudem liessen sich die Arbeiten für die anstehende Volkszählung von 1900 nicht mehr durch den Stadtschreiber erledigen. Immerhin zählte die Stadt fünfmal so viele Personen wie noch bei der vorherigen Zählung von 1888. So wurde das Statistische Amt der Stadt Zürich gegründet.
Im Mittelpunkt steht die Bevölkerung
Und heute? Einiges hat sich im Lauf der letzten 125 Jahre in der Stadt Zürich geändert: Es gibt keine Rössli-Trams mehr, Wohnungen mit elektrischer Beleuchtung sind heute Standard, und die Stadt Zürich zählt mehr als zehnmal so viele Einwohnerinnen und Einwohner wie Ende des 19. Jahrhunderts.
Auch unser Amt musste sich immer wieder den veränderten Bedingungen und neuen Technologien anpassen. Und mit der Stadt wuchsen auch wir: Rund dreissig Personen arbeiten heute in unserem Amt. Die Themen aber sind die gleichen geblieben: Bevölkerung, Wohnraum, Bildung, Verkehr, Migration, Kultur, Politik. Für diese Themen gewinnen wir aus Daten Informationen, die der Verwaltung und der Öffentlichkeit bei Entscheidungen helfen sollen. Zudem setzen wir uns dafür ein, dass möglichst viele Daten aus der Verwaltung öffentlich zugänglich sind, und koordinieren alle städtischen Erhebungen und Statistikprojekte.
«Die städtische Statistik macht kommunale Daten und relevante Informationen in optimaler Qualität und Form zu jedem Zeitpunkt für alle direkt verfügbar.»
Dies setzt sich die städtische Verwaltung mit dem Stadtratsbeschluss Statistikstrategie und offene Verwaltungsdaten Stadt Zürich 2025 zum Ziel. Ein wichtiger Aspekt dieser Vision ist die konsequente Unterstützung der Open-Data-Bewegung, in welcher wir eine führende Rolle einnehmen. Als erste Schweizer Stadt haben wir im Jahr 2012 ein eigenes Open Government Data Portal lanciert.
Zu jedem Zeitpunkt für alle direkt verfügbar
Gehen wir noch einmal zurück zu den Anfängen: Fein säuberlich wurden damals die gesammelten Zahlen mit Bleistift auf grossen Papierbogen niedergeschrieben und addiert. Eine schöne Handschrift war für die ersten Statistiker noch eine Notwendigkeit. Später wurden die Daten mit Lochkarten verarbeitet. Mit den Computern wurde auch die erste Datenbank in Betrieb genommen. Noch heute sind wir mit der Erfassung von Daten aus dem Vor-Computer-Zeitalter beschäftigt, bilden Daten doch das Fundament unserer Arbeit.
Mit dem Speichern und Aufbewahren ist es aber nicht getan: Wir erstellen Zeitreihen und vergleichen Mittelwerte. Wir rechnen Modelle und fassen zusammen. Erst die analysierten Daten erzählen uns etwas über die Stadt Zürich.
Schliesslich vermitteln wir unserer Kundschaft das gewonnene Wissen. Auch hier hat sich in den letzten 125 Jahren so manches verändert. Waren es früher ausführliche Berichte in Kleinstauflage oder grosse handgefertigte Plakate, so sind es heute interaktive Grafiken und digitale Schnittstellen.
Visualisierungen: gleiche Daten, andere technische Möglichkeiten
Wir suchen stetig nach Wegen, unsere Informationen in noch besserer Form anbieten zu können. Dank der Digitalisierung eröffnen sich ständig neue Möglichkeiten. Im Wandel hin zur digitalen Kommunikation machen wir dieses Jahr einen weiteren grossen Schritt: Das Statistische Jahrbuch erschien 2017 zum letzten Mal in gedruckter Form. In diesem Sommer lancieren wir das «Statistische Informationsportal» – einen elektronischen Zugang zu all unseren Daten.
In Zeiten, in denen Gefühle gegen Fakten um die Deutungshoheit kämpfen, ist eine starke und unabhängige öffentliche Statistik unabdingbar. Hochwertige Daten und komplexe Auswertungen reichen in diesem Kampf nicht. Nur wenn unsere Arbeit den Zeitgeist widerspiegelt und von Öffentlichkeit und Verwaltung verstanden wird, können wir zur Wahrheitsfindung beitragen. Heute bieten wir einen direkten Zugang zu unserer Arbeit an: über unser Web-Angebot, den InfoDesk, öffentliche Vorträge, Partnerschaften mit Schulen und Universitäten sowie über die enge Zusammenarbeit mit Verwaltung, Politik und Medien. Nach 125 Jahren sind wir mehr als nur das Zahlengedächtnis der Stadt Zürich. Und auch wenn wir meistens die Vergangenheit beschreiben, richten wir unser Handeln täglich auf die Zukunft aus.