Global Navigation

Die Stadtzürcher Bevölkerung im Jahr 2021

Im Jahr 2021 ist die Bevölkerungszahl der Stadt Zürich um rund 1600 Personen angestiegen – ein stärkerer Zuwachs als im Vorjahr. Gab es 2021 einen Babyboom? Die Anzahl Geburten nahm zwar zu, aber bloss um zwei Prozent. Wie schon 2020 zogen 2021 mehr Menschen aus Zürich weg als zu. Die Differenz ist jedoch gering; es gab praktisch gleich viele Zu- wie Wegzüge. (17. Februar 2022 – Klemens Rosin)

Ende 2021 lebten 436 332 Menschen in der Stadt Zürich (Grafik 1); das sind 1596 Personen mehr als ein Jahr zuvor. Die Bevölkerungszahl stieg also auch während des Jahres 2021, das durch die Corona-Pandemie geprägt wurde. Die Stadt könnte bald so bevölkerungsreich sein wie nie zuvor: Bis zum höchsten Endjahresbestand von 1962 (440 180 Personen) fehlen nur noch 3848 Menschen. Trotz ähnlicher Bevölkerungszahl unterscheidet sich die Wohnbevölkerung 2021 stark von derjenigen im Jahr 1962: Damals lebten etwa 64 000 Ausländerinnen und Ausländer in Zürich; heute sind es über 140 000. Der Ausländeranteil ist aktuell mit 32,2 Prozent mehr als doppelt so hoch wie 1962 (14,5 %).

Grafik 1: Wohnbevölkerung seit 1934 (2. Eingemeindung)

Kein Corona-Babyboom, aber …

Während des Jahres 2021 hat die Wohnbevölkerung um rund 1600 Personen zugenommen (Grafik 2), also etwas stärker als noch im Jahr 2020 (+728 Personen). Allerdings fiel das Bevölkerungswachstum im Jahr 2021 immer noch deutlich geringer aus als in den letzten Jahren vor dem Beginn der Corona-Pandemie: Von 2014 bis 2019 legte die Stadt jedes Jahr um mindestens 5000 Personen zu.

Welche Entwicklungen gab es im letzten Jahr?

  • Geburten: im Jahr 2021 wurden 5261 Babys mit Wohnsitz in der Stadt Zürich geboren; 128 mehr als im Vorjahr. Bei dieser Zunahme von zwei Prozent kann man nicht von einem Babyboom sprechen, auch wenn die Geburtenzahlen erstmals seit 2017 wieder zugenommen haben; der Trend scheint damit gebrochen (siehe Webartikel «Kein Corona-Babyboom, aber …»).
  • Todesfälle: Im Jahr 2021 sind deutlich weniger Menschen gestorben als im Vorjahr. Die Todesfallzahlen bewegten sich auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Corona-Pandemie (2018: 3235 Todesfälle; 2021: 3210 Todesfälle).
  • Zuzüge: Im Vergleich zu 2020 stiegen die Zuzüge 2021 nur wenig an. Es ziehen immer noch deutlich weniger Menschen nach Zürich als vor der Corona-Pandemie.
  • Wegzüge: In den letzten vier Jahren haben sich die Wegzüge (im Gegensatz zu den Zuzügen) kaum verändert.

Das führt zu folgenden Saldi:

  • Natürlicher Saldo (Geburten minus Todesfälle): Gegenüber dem Vorjahr nahmen die Geburten leicht zu, bei den Todesfällen gab es einen starken Rückgang. Das führte dazu, dass der natürliche Saldo 2021 deutlich grösser ist als noch 2020 (+2051 Personen gegenüber +1656 Personen).
  • Wanderungssaldo (Zu- minus Wegzüge): Die Zuzüge nahmen im Vergleich mit 2020 leicht zu; die Wegzüge stagnierten. Der Wanderungssaldo 2021 ist wie im Vorjahr immer noch negativ (es gab weniger Zu- als Wegzüge), aber weniger stark als im Vorjahr (2020: -928 Personen; 2021: -455 Personen). Die Differenz zwischen Zu- und Wegzügen ist geringfügig. Es gab praktisch gleich viele Zu- wie Wegzüge (39 264 gegenüber 39 719).
  • Gesamte Veränderung (Geburten minus Todesfälle plus Zu- minus Wegzüge): Die Stadt legte 2021 um 1596 Personen zu. Auch wenn nicht von einem Corona-Babyboom gesprochen werden kann, ist das Wachstum auf die Geburten zurückzuführen: Diese kompensierten den negativen Wanderungssaldo.

Grafik 2: Veränderungen und Bewegungen seit dem Jahr 2000

Keine Stadtflucht, aber …

Beim Wanderungssaldo gibt es beträchtliche Unterschiede nach Herkunft (Grafik 3): Bei den Ausländerinnen und Ausländern zogen in den letzten Jahren jeweils deutlich mehr Menschen zu als weg. Sogar 2020, als es in den Monaten April und Mai einen Lockdown gab, war der Wanderungssaldo der Ausländerinnen und Ausländer positiv. Im Jahr 2021 wurden fast wieder Werte wie vor der Corona-Pandemie erreicht.

Anders sieht es bei den Schweizerinnen und Schweizern aus: In den letzten zwanzig Jahren zogen fast immer mehr Personen weg als zu. 2020 war der Wanderungssaldo besonders stark negativ (-2584 Personen). 2021 sank der Wanderungssaldo auf –3848 Personen. Das ist der geringste Wert seit dem Jahr 1980. Wie kam es dazu? In den Jahren 2020 und 2021 zogen mehr Schweizerinnen und Schweizer weg als zuvor (+8 % im Vergleich mit 2019). Zudem gab es 2021 weniger Zuzüge; 10 Prozent weniger als noch 2019.

Warum kann man nicht von Stadtflucht sprechen?

  • Die Stadt Zürich ist auch im Jahr 2021 gewachsen. Damit ist aktuell Zürich so gross wie letztmals Ende 1964.
  • Im Jahr 2021 sind praktisch gleich viele Menschen zu- wie weggezogen. 39 264 Zuzügen stehen 39 719 Wegzüge gegenüber; die Differenz von -455 Personen ist gering.
  • Stadtflucht würde bedeuten, dass deutlich mehr Menschen die Stadt verlassen. Die Wegzüge sind aber seit vier Jahren praktisch konstant. Von 2020 auf 2021 haben die Wegzüge nur minimal zugenommen (+196 Personen, +0,5 %).

Aber …

  • Das Bevölkerungswachstum der Stadt ist bloss auf die Geburten zurückzuführen, die den negativen Wanderungssaldo kompensiert haben.
  • Bei den Schweizerinnen und Schweizern ist der Wanderungssaldo besonders stark negativ; es ist der niedrigste Wert der letzten vierzig Jahre.

Grafik 3: Wanderungssaldo, Zuzüge und Wegzüge nach Herkunft.

Es gibt nicht nur Corona-Effekte: Veränderungen in der Altersverteilung

Einerseits gab es unmittelbare Einflüsse der Corona-Pandemie; diese betrafen die Jahre 2020 und 2021. Andererseits gab es aber auch Prozesse, die sich über mehrere Jahre erstreckten. Diese sollten trotz Corona-Pandemie nicht vergessen gehen.

Ausgeprägte Veränderungen gab es in den folgenden Altersklassen:

  • 0- bis 9-Jährige: In den 2000er-Jahren gab es immer mehr Kinder dieser Altersklasse. Das ist überwiegend auf den Anstieg der Fertilitätsrate von 2000 bis 2015 zurückzuführen (siehe Webartikel «Dem Baby-Boom auf der Spur: Warum leben in Zürich immer mehr kleine Kinder?»). Seit ein paar Jahren ist der Kinder-Boom gebrochen; das hat damit zu tun, dass die Fertilitätsrate von 2016 bis 2020 stagnierte respektive abnahm (siehe Webartikel «Kein Corona-Babyboom, aber …»).
  • 10- bis 19-Jährige: Der Babyboom der 2000er-Jahre führte zehn Jahre später zu einem «Jugendlichenboom». Diese Altersklasse legte seit 2013 um 20 Prozent zu.
  • 30- bis 39-Jährige: In den letzten zwanzig Jahren wuchs diese Altersklasse am stärksten. Dabei legten die Ausländerinnen und Ausländer stärker zu als die Schweizerinnen und Schweizer. Einen grossen Teil dieser Altersklasse machen Jahresaufenthalterinnen und ‑aufenthalter aus (siehe Webartikel «Jahresaufenthalterinnen und -aufenthalter in Zürich: Wer sind sie und wie leben sie?»). Bei dieser Altersklasse beträgt der Ausländeranteil aktuell 47 Prozent. Ein weiterer Aspekt: Bei den 30- bis 39-jährigen Frauen ist die Fertilitätsrate (Anzahl Kinder pro Frau dieses Alters) am höchsten. Die Kombination «mehr Frauen» mit «mehr Kinder pro Frau» führte zum Babyboom der 2010er-Jahre.
  • 50- bis 59-Jährige: Ungefähr ab dem Jahr 2013 legt diese Altersgruppe markant zu. Im Jahr 2013 waren die 50- bis 59-Jährigen diejenigen mit den Jahrgängen 1954 bis 1963, also die Babyboomer.
  • 70- bis 79-Jährige: Im Jahr 2013 gab es am wenigsten Personen dieser Altersklasse. Im Jahr 2013 waren die 70- bis 79-Jährigen diejenigen mit den Jahrgängen 1934 bis 1944, also die geburtenschwachen Jahrgänge des Zweiten Weltkrieges.
  • 80-Jährige und Ältere: Seit etwa zehn Jahren nimmt die Anzahl 80-Jähriger und Älterer in der Stadt Zürich ab. Im Jahr 2020 gab es eine erhöhte Sterblichkeit in dieser Altersklasse (siehe Webartikel «Sterblichkeit im Jahr 2020»); in der Grafik 4 sieht man das jedoch kaum. Ein anderer Effekt dominiert: Der seit dem Jahr 2012 stattfindende Rückgang bei den 80-Jährigen ist unter anderem auf geburtenstarke und -schwache Jahrgänge zurückzuführen (siehe Medienmitteilung «Starkes Bevölkerungswachstum in der Stadt Zürich»). Besonders viele 80-Jährige und Ältere gab es im Jahr 2011. In diesem Jahr waren die 80-Jährigen und Älteren diejenigen der Jahrgänge bis und mit 1931. Diese Zwischenkriegsjahrgänge waren besonders geburtenstark. Nun folgen die geburtenschwachen Jahrgänge des Zweiten Weltkriegs. Darum nimmt heute die Zahl der 80-Jährigen und Älteren ab.

Grafik 4: Wohnbevölkerung nach Alterskategorie und Herkunft, seit 2000

Mehr zum Thema

Weitere Informationen