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Elodie Pong – Paradise Paradoxe

Medienmitteilung

Eine Ausstellung mit Geruch im Helmhaus Zürich

Augen kann man schliessen – die Nase nicht. Die Zürcher Video- und Installationskünstlerin Elodie Pong nimmt die unsichtbare Geruchsarchitektur, die uns umgibt, zum Ausgangspunkt für ihre Einzelausstellung im Helmhaus Zürich. Die Besucherinnen und Besucher begegnen Pflanzen, die im 3D-Drucker gewachsen sind, einem Roboter, der Parfumnamen an die Wand wirft – und einem noch nie gerochenen Duft.

18. Februar 2016

Kunst zum Riechen – die neue Wahrnehmungsfelder eröffnet: Die in Zürich lebende Künstlerin Elodie Pong untersucht Gerüche als essenzielle Bedeutungsträger und Metaphern für unsere flüssige Zeit. Düfte schaffen nonverbale Verbindungen zwischen Menschen, Objekten und Orten. Werden wir an der Nase herumgeführt? Leben wir in einer «Schönen Neuen Welt» des Geruchs, in Anlehnung an Aldous Huxleys dunklen Zukunftsroman? Oder birgt das Olfaktorische vielmehr utopisches – vielleicht sogar, wie im Titel der Schau, paradiesisches – Potenzial?

Die Helmhaus-Ausstellung bietet künstlerische Anregungen zu solchen Fragestellungen und kreiert im White Cube einen Wahrnehmungs- und Denkraum, der zwischen Geruch und Gerücht oszilliert: In neuen Videoarbeiten konfrontiert Elodie Pong Versatzstücke aktueller Theorie zum Geruchsthema direkt mit dem menschlichen, tanzenden Körper – einer zentralen Quelle von unterschiedlichsten Düften. In Skulpturen – einem Medium, das die Künstlerin erst wenig angewendet hat – lässt Pong das Nachdenken über Geruch sich fragil materialisieren: Einige Bestandteile von Parfums werden heute synthetisch hergestellt, weil etwa die Pflanzen, aus denen sie ursprünglich gewonnen wurden, bedroht sind. Elodie Pong greift zu einem Trick, und lässt Pflanzen im 3D-Drucker nachwachsen. Ein eingängiges Bild für den gewöhnungsbedürftigen Entwicklungsstand unserer immer synthetischer werdenden Welt.

Mit dem bekannten Duftforscher Roman Kaiser hat Elodie Pong für die Ausstellung schliesslich gar einen neuen Geruch kreiert. Für Düfte und unsere Wahrnehmung davon gilt: Man bekommt keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen. «Elodie Pong – Paradise Paradoxe» wird über den Geruchssinn sehr direkt ins Gehirn der Besucherinnen und Besucher eingehen – und sich dort für immer einschreiben.

Ausstellungsdauer: 11. März bis 8. Mai 2016
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 10. März 2016, 11 Uhr
Vernissage: Donnerstag, 10. März 2016, 18 Uhr

Zur Ausstellung erscheint Mitte April die Publikation «Elodie Pong – Paradise Paradoxe» in der Edition Patrick Frey, Zürich. Das vom Grafikbüro Huber/Sterzinger gestaltete Buch erweitert die Thematik der Ausstellung mit Texten des Philosophen Georg Kohler, der Gender¬theoretikerIn Jack Halberstam oder dem Neurowissenschafter Andreas Keller und vielen weiteren AutorInnen um prägnante Nuancen (Buchvernissage am 14. April, 18.30 Uhr).

Veranstaltungen: Gespräche, Videos, Performances und Konzerte

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung ist äusserst vielfältig: Vier Gesprächsrunden, zwei 5-Uhr-Thesen, zwei Konzerte, drei musikalische Workshops, Führungen für Erwachsene und für Kinder sowie eine aus Birmingham übertragene Online-Performance (1. April, 19.45 Uhr) vertiefen die Thematik der Ausstellung. Die Künstlerin selbst gibt Auskunft in einem Gespräch mit Bettina Steinbrügge, Leiterin des Kunstvereins in Hamburg, (17 März, 18.30 Uhr) sowie im Austausch mit Geruch-Profis: Unter dem Titel «Smell Talk» begegnen sich der Neurowissenschafter Andreas Keller und Sebastian Fischenich, Gründer des Parfumlabels Humiecki & Graef (21. April, 18.30 Uhr). Elodie Pong ist zudem anwesend im ersten Anlass einer neuen Gesprächsreihe mit dem Titel «Willkommen in der Problemzone! Ausstellungen machen – weh»: Elodie Pong unterhält sich mit Kurator Daniel Morgenthaler über die Entstehung der Ausstellung (20. April, 17 Uhr). Künftig werden in dieser Veranstaltungsreihe KünstlerInnen, TechnikerInnen, EmpfangsmitarbeiterInnen und KuratorInnen regelmässig Einblicke in den Prozess des Ausstellungsmachens geben.

In der bereits etablierten Reihe der 5-Uhr-Thesen wird der emeritierte Philosophieprofessor Georg Kohler konfrontiert mit der Behauptung «Gerüche sind ideale Metaphern für unsere flüssige Moderne» (23. März, 17 Uhr). In der zweiten 5-Uhr-These äussert sich der renommierte Chemiker und Duftforscher Roman Kaiser zur These «Synthetische Duftstoffe sind natürlich immer von der Natur inspiriert» (27. April, 17 Uhr). Schliesslich sind zwei Videopremieren angesagt: Luc Gut zeigt seine Arbeit «OS LOVE» (31. März, 18.30 Uhr), während De La Fuente Oscar De Franco seinen im Rahmen der Helmhaus-Ausstellung «BLUECORE» (Frühjahr 2015) entstandenen Film «Extra-Factual-Memory» vorstellt (28. April, 18.30 Uhr). Auf überraschende Pfade führen auch die Konzerte der Ausstellung: Björn Magnusson & The Cold Fiction Rehearsal bieten improvisierte Rock-Collagen (16. März, 20.30 Uhr). Und Dorit Chrysler spielt lyrische Popsongs auf dem 1920 erfundenen Theremin, einem der ältesten elektronischen Musikinstrumente (9. April, 20.30 Uhr). Zusätzlich gibt die Musikerin drei Workshops für Kinder und Erwachsene.