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«refaire le monde * EX-POSITION * Gianni Motti» im Helmhaus Zürich

Medienmitteilung

Ausstellung über das Ausstellen

In der zweiten Ausstellung der Reihe «refaire le monde» kommt ein Künstler zum Zug, der bekannt ist für seine politischen, performativen Konzepte: Gianni Motti. Seine Ausstellungen sind Ereignisse und setzen provozierende Bilder in die Welt, die von der Überraschung leben und deshalb nicht im Vorfeld verraten werden sollen.

25. April 2018

Der in Genf lebende italienische Künstler Gianni Motti ist das Gewissen der Gegenwartskunst: Er hat schon Broker eingesperrt, für die amerikanische Präsidentschaft kandidiert oder zum Beispiel im Zürcher Migros Museum für Gegenwartskunst 2004 eine unsichtbare, von Sicherheitspersonal schwer bewachte Retrospektive veranstaltet. Nun exponiert er sich im Helmhaus für eine neue Welt – und inspiriert damit auch das Publikum, neue Perspektiven zu wagen.

Schon einmal hat Gianni Motti das Helmhaus an die Grenzen gebracht: Im Jahr 2002 versteckte er zusammen mit dem Künstler Christoph Büchel für die Ausstellung «Capital Affair» das Ausstellungsbudget von 50 000 Franken in Form eines Schecks in den Ausstellungsräumen. Diese Ausstellung wurde damals abgesagt.

Jetzt kehrt der grenzgängerische Künstler ins Helmhaus zurück, und wieder wird er das Ausstellen an sich und die Ausstellungssituation zum Thema machen. Gianni Motti bringt die Strasse ins Museum und macht den Begriff «Grenze» hautnah und bedrohlich erfahrbar.

Die Veranstaltungen

Vermittelnde Veranstaltungen zeigen, was sich auftut, wenn ein Künstler gegen das gewohnte Ausstellen agitiert und damit die Kunst entgrenzt. Bereits einen Tag vor der Vernissage, am 16. Mai 2018, treffen zwei bekannte Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen in einer Installation des Künstlers aufeinander. Die Italienerin Silvia Federici, Professorin für politische Philosophie und Autorin der einflussreichen feministischen Schrift «Caliban und die Hexe – Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation», diskutiert mit der feministischen Ökonomin Mascha Madörin über systematische Ausgrenzung, historisch gewachsene Diskriminierung – und worüber sich zwei linke Feministinnen heute doch noch uneinig sein können. Auch Ständerat und Gewerkschaftsbundpräsident Paul Rechsteiner argumentiert in einer 5-Uhr-These stimmgewaltig gegen die soziale Ungleichheit (30. Mai 2018), während am 14. Juni 2018 der Freiheitsentzug in der Schweiz verhandelt wird: Daniel Fink, Autor des an diesem Abend vorgestellten Buches «Freiheitsentzug in der Schweiz – Formen, Effizienz, Bedeutung» spricht mit Expert/-innen über die statistischen und ethischen Ungereimtheiten im Schweizer Strafvollzug.

In der Helmhausreihe «Willkommen in der Problemzone! Ausstellungen machen – weh» wird das Ausstellen exponiert: Mit Gianni Motti, Asia Andrzejka Naveen und Daniele Buetti kommen drei Kunstschaffende zu Wort, die alle schon die Institution, das Publikum und Kurator/-innen konstruktiv herausgefordert haben (7. Juni 2018). Mit Tobias Preisig schliesslich reagiert ein grenzgängerischer Violinist in einem Konzert auf die Installation von Gianni Motti (22. Mai 2018). Führungen und Workshops für Kinder runden das Vermittlungsprogramm ab.