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Netto-Null: Stadt will Projekt zur CO2-Abscheidung umsetzen

Medienmitteilung

Um klimaneutral zu werden, benötigt die Stadt Zürich CO2 Negativemissionen. Dazu will der Stadtrat das CO2 der Klärschlammverwertungsanlage ab dem Jahr 2028 abscheiden und dauerhaft speichern. Für dieses Vorhaben beantragt er dem Gemeinderat zuhanden der Stimmberechtigten neue einmalige Ausgaben von 35 474 000 Franken und ab 2028 neue wiederkehrende Ausgaben von jährlich 14 212 000 Franken.

29. Januar 2024

Die Stadt Zürich will bis im Jahr 2040 klimaneutral werden. Die Stimmbevölkerung hat dem Klimaschutzziel am 15. Mai 2022 zugestimmt. Weil auch künftig nicht alle Treibhausgasemissionen fossilen Ursprungs vermieden werden können, muss die Stadt CO2‑Negativemissionen realisieren. Dies geschieht durch die Abscheidung und Speicherung von klimaneutralem CO2 biogenen Ursprungs.

Potenzial von 25 000 Tonnen CO2 pro Jahr

Auf dem Areal der Abwasserreinigungsanlage Werdhölzli betreibt die Stadt Zürich die kantonale Klärschlammverwertungsanlage (KSV). Rund 100 000 Tonnen Klärschlamm der Kläranlagen im Kanton Zürich werden dort jährlich verbrannt. Dabei entstehen pro Jahr gut 20 000 Tonnen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid – besser bekannt als CO2. Das CO2 aus der Klärschlammverwertung ist zu 100 % biogenen Ursprungs. Heute wird das CO2 über den Kamin in die Luft abgegeben. Die Stadt Zürich möchte es in Zukunft abscheiden und dauerhaft speichern, damit es nicht mehr in die Atmosphäre gelangt und als Negativemission an die Klimabilanz angerechnet werden kann. Dazu soll eine Anlage zur Abscheidung des CO2 aus dem Rauchgas erstellt und betrieben, das abgeschiedene CO2 sicher wegtransportiert und dauerhaft eingelagert werden. Dafür beantragt der Stadtrat neue einmalige Ausgaben von 35 474 000 Franken und ab 2028 neue wiederkehrende Ausgaben von jährlich 14 212 000 Franken. Nach der Behandlung im Gemeinderat wird das Vorhaben der Stimmbevölkerung zur Abstimmung vorgelegt. Zu einem späteren Zeitpunkt könnten auch die rund 5000 Tonnen CO2‑Emissionen der Biogasaufbereitungsanlage integriert werden. Gesamthaft beträgt das Potenzial der Anlage somit 25 000 Tonnen CO2‑Negativemissionen pro Jahr.

Speicherung in Recyclingbeton und unter dem Meeresboden

Für den Transport und die Speicherung der 25 000 Tonnen CO2 pro Jahr hat die zuständige Dienstabteilung Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) eine öffentliche Ausschreibung durchgeführt (Medienmitteilung vom 26. Mai 2023). Das Angebot, das den Zuschlag erhalten soll, sieht vor, rund die Hälfte der jährlichen CO2‑Menge in Recyclingbeton von diversen Schweizer Betonwerken permanent zu binden. Das Verfahren ist von «The Gold Standard», einem unabhängigen Qualitätsstandard, der hochwertige Klimaschutzprojekte auszeichnet, genehmigt und zertifiziert. Die andere Hälfte soll in eine Speicherstätte im Ausland, voraussichtlich in der dänischen Nordsee, eingebracht werden. Das CO2 wird dabei etwa 2000 Meter unter dem Meeresboden unter einer Schicht aus Deckgestein verpresst und verbindet sich dort mit dem Basaltgestein – d. h. es wird fest. Die gesetzliche Grundlage für die Ausfuhr und Speicherung hat der Bundesrat Ende 2023 geschaffen (Medienmitteilung BAFU vom 22. November 2023).

Negativemissionen für Netto-Null

Das CO2, das in der KSV entsteht, ist zu 100 Prozent klimaneutral, weil der Brennstoff biogenen Ursprungs ist. Auch das CO2 der Biogasaufbereitung ist klimaneutral. Durch die Negativemissionen, welche die Stadt durch die Abscheidung und Speicherung der Treibhausgase dieser beiden Anlagen realisiert, kann sie nicht vermeidbare Emissionen fossilen Ursprungs kompensieren. Eine technische Lösung wie diese zu haben, um Negativemissionen zu realisieren, bedeutet aber nicht, dass Abfallvermeidung weniger wichtig wäre. Langfristig ist Kreislaufwirtschaft der Weg zu weniger direkten und indirekten Emissionen. Die Stadt rechnet damit, dass sie ab 2040 rund 200 000 Tonnen CO2 kompensieren muss, um das Netto‑Null‑Ziel zu erreichen.

Ausblick: CO2-Abscheidung bei der Kehrichtverwertungsanlage

«ERZ hat Machbarkeitsstudien für die CO2-Abscheidung bei der KSV Werdhölzli und bei der Kehrichtverwertungsanlage (KVA) Hagenholz durchgeführt. Die Umsetzung ist bei beiden Anlagen möglich», sagt Stadträtin Simone Brander, Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements. «Mit diesem Pionierprojekt erhält die Stadt Zürich die Chance für ein innovatives Vorhaben, das dem Klimaschutz zugutekommt».

Die KVA Hagenholz wird zurzeit ausgebaut (Volksabstimmung vom 3. September 2023). In der Abstimmungsvorlage waren Vorbereitungsarbeiten für die CO2‑Abscheidung enthalten. Über die definitive Umsetzung wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Das CO2 der KVA gilt aufgrund des 50‑prozentigen Anteils biogener Materialien im Kehricht zur Hälfte als klimaneutral. «Wir verfolgen das Ziel, das CO2 an beiden Anlagen ab dem Jahr 2035 abzuscheiden und damit jährlich bis zu 200 000 Tonnen Negativemissionen zu generieren», stellt Stadträtin Simone Brander in Aussicht. «Damit können wir eine wirkungsvolle und messbare Massnahme zur Erreichung der städtischen Klimaschutzziele fristgerecht umsetzen.»

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