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«Grosse Fortschritte in Diagnostik und Therapie»

Das Stadtspital Zürich baut ein neues Tumorzentrum in Zürich auf. Der erfahrene Onkologe Dr. med. Axel Mischo ist Krebsspezialist und leitet dieses Zentrum seit Mai 2021. Im Interview erklärt er, warum es so viele neue Behandlungen gibt und was ihn an der Onkologie fasziniert.

Dr. med. Alex Mischo
Dr. med. Axel Mischo Zentrumsleiter und Chefarzt Tumorzentrum

Sie sind ein sehr erfahrener Onkologe. Was macht Ihren Beruf so speziell?

Die Onkologie ist vermutlich die Fachdisziplin, die sich zurzeit am dynamischsten in der Medizin entwickelt: Es gibt stetig grosse Fortschritte in der Diagnostik und der Therapie bösartiger Erkrankungen. Wissenschaftliche Erkenntnisse in der Molekularpathologie, Molekularbiologie und Tumorimmunologie werden sehr schnell in neue Therapien umgesetzt, die den Patientinnen und Patienten zu Gute kommen.

Wir betreuen die Patienten oft über längere Zeiträume und dürfen sie durch das Auf-und-Ab der Erkrankung begleiten. Dadurch entwickelt sich natürlich auch eine intensivere Beziehung zu den Patienten, die uns bis zu einem gewissen Grad an ihrem Leben teilhaben lassen. Die Medizinische Onkologie ist also einerseits hochwissenschaftlich und andererseits zutiefst menschlich. Diese Spannbreite fasziniert mich immer wieder neu.

Welches sind Ihre Haupttätigkeiten?

Meine Aufgabe am Stadtspital Zürich ist, das Gesamttumorzentrum aufzubauen und zu leiten. Es gibt hier schon sehr erfolgreich arbeitenden Organzentren in der Frauenklinik für Brustkrebs und Gynäkologische Tumoren sowie in der Chirurgie für Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wir planen nun, weitere Organzentren aufzubauen, z.B. ein Prostatazentrum in der Urologie sowie ein Hämatoonkologisches Zentrum und ein Bronchialkarzinomzentrum. Der Aufbau der einzelnen Organzentren mündet schliesslich in die Gesamtzertifizierung des Stadtspitals Zürich als Onkologisches Zentrum. ‹Zertifizierung› bedeutet für die Patientinnen und Patienten, dass wir eine von externen Fachinstitutionen bestätigte Behandlungsqualität anbieten, die weiter regelmässig überprüft wird. Eine solche Institution ist die Deutsche Krebsgesellschaft.

Ausserdem tragen wir zur Weiterentwicklung des medizinischen Wissens bei, indem wir klinische Studien durchführen, in denen moderne onkologische Therapien direkt für die Betroffenen nutzbar gemacht werden. Durch eine gute Vernetzung des Tumorzentrums mit den umliegenden Spitälern stellen wir diese Qualität auch den auswärtigen Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung, mit denen wir partnerschaftlich zusammenarbeiten.

Warum muss ein Onkologe heute auch viel über Gene wissen und die Genetik verstehen?

Der Ursprung einer Krebserkrankung liegt in fehlerhaften Genen in den Tumorzellen. Dadurch funktionieren Tumorzellen nicht mehr richtig. Sie halten sich nicht mehr an die ‹Spielregeln› im Körper und breiten sich unkontrolliert aus. Dank der riesigen Fortschritte in der Molekularpathologie und wegen vieler, neuer Medikamente können wir heute diese Genveränderungen in den Tumorzellen nachweisen und spezifisch behandeln. Dafür braucht es zum einen die spezialisierten Molekularpathologen des Stadtspitals Zürich, aber auch unsere Onkologinnen und Onkologen, die diese Zusammenhänge verstehen und die passenden Therapien für die jeweilige Mutation anwenden können.

Wie ist es möglich, mit einer DNA-Analyse die Herkunft eines Menschen herauszufinden?

Im Laufe der menschlichen Evolution haben sich spezifische genetische Eigenheiten in bestimmten Populationen herausselektioniert, die eine grobe Bestimmung der geographischen Herkunft eines Menschen erlauben. Diese zeigt beispielsweise, ob jemand Vorfahren aus Amerika, Asien, Afrika oder Europa hat. Mit der heutigen, zunehmenden Mobilität und Durchmischung der Menschheit wird diese Untersuchung aber zunehmend ungenauer. 

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