Tramnummern sind wie Gerüche: Sie lösen Erinnerungen und Emotionen aus. Mit dem 5er fuhr ich als Kind in den Zoo, später mit dem 9er ins Gymi Rämibühl. Trams mit ihren Nummern und Farben haben mich ein Stück weit auf meinem Lebensweg begleitet. Daher fiel es mir nicht leicht, letzte Woche gemeinsam mit VBZ-Direktor Marco Lüthi zu verkünden, dass die Linie 5 ab 2026 nicht mehr in den Zoo, sondern vom Albisgüetli bis Rehalp fahren soll. Damit nicht genug: Mit dem neuen «Tramnetz Süd» werden gleich sieben Tramlinien in der Stadt Zürich abschnittsweise auf neuen Strecken verkehren.

Dass wir einen Teil des Tramnetzes neu organisieren, muss einen guten Grund haben. Und dieser Grund ist der Ausbau des Tramangebots. Unsere Stadt wandelt sich, und mit ihr unser Tram- und Busnetz. Im stark wachsenden Gebiet Lengg mit seinen Spitälern und der medizinischen Forschung stösst der Verkehr bereits heute an seine Grenzen. Wo schon bald 9'000 Mitarbeitende 50'000 Patient*innen betreuen und im nächsten Jahr das neue Kispi eröffnet, müssen wir die ÖV-Kapazitäten markant ausbauen. Mit dem neuen Tramnetz können wir die Beförderungskapazität in den Stosszeiten zwischen Stadelhofen und Rehalp verdoppeln und erstmals Direktverbindungen zu den Bahnhöfen am linken und rechten Seeufer und somit ans S-Bahn-Netz anbieten.

Und so wie der 5er ganze Generationen zum Zoo und zurückbrachte, wird der «neue» 5er dereinst prägend sein für unzählige Medizinfachleute auf ihrem Weg zur Arbeit, aber auch für viele Familien, die ihre Angehörigen besuchen. Tramlinien sind eben viel mehr als Nummern auf farbigem Grund.

Michael Baumer
Vorsteher Departement der Industriellen Betriebe