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Stadtküche Zürich soll verkauft werden

Medienmitteilung

Der Stadtrat hat an seiner gestrigen Sitzung den Verkauf der Stadtküche Zürich an die Firma DSR Participations S.A., Genève zum Preis von 2 650 000 Franken beschlossen. Die Produkte der Stadtküche werden seit 2005 von der Betriebsgesellschaft Menu and More AG, an welcher beide Parteien beteiligt sind, vermarktet. Die Stadt Zürich wird neu mit 20%, statt wie bisher mit 40%, beteiligt sein. Die Beteiligung garantiert einen Sitz im Verwaltungsrat und die Wahrung der städtischen Interessen, da die Stadt auch künftig mit den Horten und Krippen des Schul- und Sportdepartements eine der gröss-ten Kundinnen sein wird. Die Verträge der Mitarbeitenden werden zu den bisherigen Konditionen übernommen. Vorausgesetzt Gemeinderat und Volk stimmen dem Ent-scheid des Stadtrates zu, kann der Verkauf per 1. Januar 2010 erfolgen.

26. Februar 2009

Die Stadtküche Zürich blickt auf eine 125-jährige Entwicklungsgeschichte zurück. Zu Beginn stand die Armenspeisung im Vordergrund, allmählich entwickelte sie sich zu einem namhaften Verpflegungsbetrieb mit 10 Mio. Franken Umsatz. Bis in die 90er Jahre bestand ihre Kerntätigkeit aus der Führung von 25 Speiselokalen, Cafeterias und Personalrestaurants sowie der Herstellung von Menüs für die städtischen Schulen und Altersheime und von Seniorenmahlzeiten für die ältere Stadtbevölkerung. Im Vordergrund stand stets ein politisch indizierter sozialer Auftrag, nämlich ein Verpflegungsangebot für städtische Bewohnerinnen und Bewohner zu einem möglichst günstigen Preis.

In den 90er Jahren veränderten sich sowohl die Verpflegungsbedürfnisse, das Marktumfeld wie auch das politische Umfeld. Erstmals war die Stadtküche einem grossen wirtschaftlichen Druck ausgesetzt. Sie schrieb rote Zahlen von rund 2 Mio Franken/Jahr und ihr sozialer Auftrag wurde grundsätzlich in Frage gestellt. Ende der 90er Jahre stand sie deshalb kurz vor der Schliessung.

Neupositionierung und Neuausrichtung zum Erhalt von Arbeitsplätzen und günstigen Mahlzeiten
Im Juli 1997 beschloss der Stadtrat, die Stadtküche provisorisch beim Gesundheits- und Umweltdepartement anzusiedeln. Im Gesundheits- und Umweltdepartement als grösste Produzentin von Mahlzeiten innerhalb der Stadtverwaltung (Altersheime, Spitäler, Pflegezentren) ortete man das grösste Synergiepotential. Nach der erfolgten Reorganisation und dem Ausstieg aus der Gastronomie schloss die Stadtküche denn auch ab 2002 mit positiven Rechnungsergebnissen ab. Nichtsdestotrotz war es aus unternehmerischer Sicht oberste Priorität, die Stadtküche weiterzuentwickeln, da sonst die Gefahr bestanden hätte, dass sie in den nächsten Jahren im besten Fall stagnieren würde. Als städtischer Betrieb konnte die Stadtküche nämlich nur sehr zurückhaltend am Markt auftreten, zudem befand sich der avisierte Zielmarkt der Grossgastronomie im Umbruch.

Ohne einen genügend grossen unternehmerischen Spielraum für die Stadtküche wäre ihre Existenz in der bisherigen Form früher oder später in Frage gestellt worden. Damit bestand die Gefahr, dass die Stadtküche im Falle einer möglichen Schliessung eines ihrer wichtigsten Tätigkeitsfelder, die preisgünstige Belieferung von Krippen, Horten und Schulen mit Mahlzeiten hätte aufgeben müssen. Damit verbunden wäre auch ein Abbau der heute 50 Stellen in der Stadtküche gewesen.

Zusammenarbeit mit DSR und Gründung von Menu and More AG
Um den Gestaltungsspielraum der Stadtküche zu erhöhen, war die Stadtküche auf eine starke private Partnerin angewiesen. Aus diesem Grund wurden anfangs 2003 mit der Firma DSR, einer gemeinnützigen Stiftung, welche bereits seit 1997 die verwaltungsinternen Cafeterias führte, Kontakt aufgenommen. Die Firma DSR als Caterer wollte zusammen mit einer Produktionsküche ihre Tätigkeitsfelder erweitern und fand in der Stadtküche eine ideale Partnerin.
Zusammen gründete man die Firma Menu and More AG, an welcher die Firma DSR zu 60% und die Stadt Zürich zu 40% beteiligt sind. Die Stadtküche ist weiterhin für die Produktion von Mahlzeiten verantwortlich. Für die Akquisition von Aufträgen und für den Verkauf der Produkte tritt nach aussen die Firma Menu and More AG auf.  

Verkauf der Stadtküche an die Firma DSR
Seit der gemeinsamen Gründung der Menu and More AG hat sich trotz einer sehr erfolgreichen Geschäftstätigkeit gezeigt, dass die Partnerschaft in Bezug auf die Führung der beiden Unternehmensbereiche nicht ganz einfach ist. Im Weiteren kommt dazu, dass die Kapazitäten in den Räumlichkeiten der Stadtküche an ihre Grenzen stossen. Sobald grössere Investitionen notwendig werden sollten, ist auf politischer Ebene mit der Infragestellung der Stadtküche als Teil der Stadtverwaltung zu rechnen. Auf der anderen Seite ist die Firma DSR gewillt, die nötigen Investitionen in die Zukunft der Menu and More AG bzw. in die Stadtküche aus eigener Kraft zu finanzieren. Aus diesem Grund kamen beide Parteien zum Schluss, dass ein Verkauf der Stadtküche an die Firma DSR die beste Lösung für alle Beteiligten ist. Der Verkauf bedeutet, dass die Stadtküche vollständig in die heutige Menu and More AG integriert wird. Auf der anderen Seite ist die Stadt Zürich jedoch bereit, sich mit 20% zu beteiligen, um weiterhin die städtischen Interessen wahren zu können.

Im Kaufpreis von 2,65 Mio. Franken ist das Gebäude der Stadtküche nicht inbegriffen. Die Menu and More AG wird der Stadt dafür auch künftig einen marktüblichen Mietzins entrichten. Sämtliche Arbeitsbedingungen (Lohn, Ferien, Arbeitszeiten, Pensionskasse usw.) werden von der Firma DSR zu unveränderten Bedingungen übernommen. Um dies zu gewährleisten, wird die Stadt Zürich mit der Firma DSR einen Personalüberleitungsvertrag abschliessen, welcher gute und faire Arbeitsbedingungen für das gesamte Personal vertraglich festhält. «Die Privatisierung der Stadtküche ist der erfolgreiche Abschluss unserer Bestrebungen, diese Arbeitsplätze in diesem wichtigen Niedriglohnbereich zu erhalten» führt Stadtrat Robert Neukomm zufrieden aus.

Nächste Schritte
Da mit dem Verkauf der Stadtküche eine Dienstabteilung der Stadt Zürich aufgelöst wird, muss der Gemeinderat dem Verkauf ebenfalls zustimmen. Vorausgesetzt, dass sich der Gemeinderat ca. im Mai/Juni 2009 ebenfalls für einen Verkauf entscheidet, bestimmen Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ca. im Herbst dieses Jahres an der Urne definitiv über den Verkauf. Stimmen sowohl Gemeinderat als auch Volk für den Verkauf, wäre dieser per 1. Januar 2010 rechtsgültig. Andernfalls bliebe die heutige Partnerschaft bis auf weiteres aber ohne grosse Zukunftschancen bestehen.