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Urvertrauen

Es entwickelt sich stetig ab Geburt und wird genährt durch verlässliche, stabile, liebende und umsorgende Zuwendungen von Bezugspersonen. Sie verschaffen den Menschen eine innere emotionale Sicherheit, welche später zu Vertrauen in die Umgebung, den Mitmenschen und die Welt befähigt. Urvertrauen ermöglicht angstarme Auseinandersetzung mit der sozialen Umwelt. Es ist die Grundlage für Selbstwertgefühl und Liebesfähigkeit. Es schenkt Geborgenheit und lässt den Menschen sich verstanden und angenommen zu fühlen.

Sorgen loslassen

Wir wissen sehr früh und genau, was wir brauchen, um uns wohlzufühlen. Ein gutes Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse ist die Basis für das Vertrauen in uns selbst. Wer sich selbst kennt weiss, was er braucht zum Leben. Heute beeinflussen viele Sorgen und Ängste unser Verhalten. Der Markt ist voll von Überwachungsgeräten, Trackern jeglicher Art und allerlei Apps, welche wir ermuntert werden zu nutzen. Ist das aber auch gut für die Kinder? Was wird ihnen dadurch vermittelt? Sind Auswirkungen auf die Entwicklung möglich?

Im Beratungsalltag sind wir häufig mit Fragen zur Sicherheit der Kinder konfrontiert. Junge Eltern machen sich beispielsweise Sorgen um den plötzlichen Kindstod, oder dass das Baby im Bett ersticken könnte wenn es nachts Erbrechen muss. In solchen Situationen kann es Eltern allenfalls helfen, technische Hilfsmittel anzuwenden. Es ist jedoch immens wichtig, dass gleichzeitig das eigene Urvertrauen, Selbstvertrauen sowie das Bauchgefühl gestärkt werden. Jesper Juul, der dänische Familientherapeut meinte, dass die wichtigste Quelle, um zu einem grösseren Selbstvertrauen zu gelangen, die Reaktionen und das Feedback des eigenen Kindes sind.

In dieser Lebenphase haben Eltern offene Sinne und lernen ununterbrochen bei der Deutung der kindlichen Signale. Biologie und Umwelt formen das Verhalten kleiner Kinder. Geben wir dem Säugling das Gefühl wertvoll zu sein und nehmen wir ihn als eigenständige, individuelle Persönlichkeit wahr und nicht als Objekt, wird sein Selbstwertgefühl vom Lebensbeginn an positiv gestärkt.

Die Angst bezwingen

Beim älteren Kind beschäftigen die Eltern Fragen rund um Stürze, zum Beispiel, wenn ihr Kind beginnt zu laufen. Auch Gefahren im Strassenverkehr werden zum Thema. Die Kinder-Psychologin Silvia Schneider aus Bochum nennt drei Wege, die helfen, solche Ängste nach und nach zu bezwingen:

  • Sich umfassend informieren. Wissen Eltern zum Beispiel, welches Verhalten in welchem Alter normal ist, ist die Gefahr kleiner, übertriebene Ängste zu entwickeln.

  • Üben, dem Kind zu Vertrauen. Sich innerlich sagen: Mein Kind schafft das!

    Je älter das Kind wird, desto besser ist sein Gespür, wie weit es in gefährlichen Situationen gehen kann.

  • Es gibt kein Nullrisiko. Dessen sollten sich Eltern immer wieder bewusst sein. Es ist absolut unmöglich, sein Kind vor allen Risiken zu bewahren. Wer das versucht, wird selbst zur grössten Gefahr für seinen Nachwuchs.

Laut Untersuchungen ist die Gefahr einer lebensbedrohlichen Krankheit oder eines Unfalls heute viel geringer als früher. Dennoch machen sich viele Mütter und Väter heutzutage mehr Sorgen, als sich ihre eigenen Eltern machten. Woran liegt das?

Vielleicht liegt ein Grund dafür in der Grösse der Familien. Die Familien werden kleiner, die Aufmerksamkeit richtet sich häufig nur noch auf ein oder zwei Sprösslinge. Je ungefährlicher die Welt ist, desto weniger muss man sich auf ein Wagnis einlassen. Das Vertrauen, Gefahren zu bewältigen minimiert sich, der Drang zu kontrollieren steigert sich, um jedes Risiko zu vermeiden. Das kann Folgen für das Kind haben, wie beispielsweise fehlende Autonomie und Eigenständigkeit. Doch Kinder brauchen Chancen, aus eigener Kraft Probleme zu bewältigen. Dies treibt ihre Entwicklung voran. Eltern sollten versuchen, dies nicht zu verhindern.

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