Brauchen Kinder eine Sonnenbrille?
Ab zirka drei Jahren sollen auch Kinder eine Sonnenbrille tragen, wenn sie sich länger an der Sonne aufhalten. Dr. med. Johannes P. Eisenack verrät im Interview, weshalb das so wichtig ist.
Was spricht dafür, was gegen das Tragen einer Sonnenbrille?
Beim Thema Sonnenbrille gibt es praktisch kein Contra: Eine gute Sonnenbrille schützt das kindliche Auge bei seiner visuellen Entwicklung. Schwere Verletzungen am Auge, z.B. durch das Brillengestell oder bei einem Bruch der Brille sind bei sachgerechter Anwendung und Pflege zum Glück sehr selten.
Babys sollen nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden. Ab welchem Alter ist die Sonnenbrille wichtig? Wenn das Kind mobil ist?
Kinder bis 12 Monaten sollten generell nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, daher ist auch hier das Tragen einer Sonnenbrille nicht unbedingt nötig. Die meisten Babys werden sich auch gegen den ungewohnten Fremdkörper auf der Nase wehren. Hier ist ein guter Sonnenschutz mit Schirm, Verdeck für den Kinderwagen, langer Kleidung etc. wichtig. Im Idealfall sollte ein Kind ab ungefähr drei Jahren, wenn es selbstständig draussen herumläuft und spielt, im Frühjahr und Sommer eine Sonnenbrille tragen.
Wie lange muss das Kind der Sonne ausgesetzt sein, bis Schädigungen entstehen? Gibt es da Angaben?
Kinder schauen, anders als manche Erwachsene beispielsweise bei einer Sonnenfinsternis, nie direkt in die Sonne. Eine sogenannte „Verblitzung“ der Hornhaut, ähnlich einem Sonnenbrand der obersten Hornhaut-Schichten, kann jedoch auch bei diffusem Sonnenlicht, beispielsweise beim Skifahren ohne Sonnenbrille auftreten. Glücklicherweise entstehen hier zwar sehr schmerzhafte, aber nur temporäre Schäden Die Hornhaut erholt sich schnell wieder. Über Langzeitfolgen bei schlechtem Sonnenschutz bestehen derzeit kaum Angaben.
Gibt es Kinder, deren Augen empfindlicher sind?
Ja, es gibt Kinder, die aufgrund eines angeborenen Augenleidens (z. B. okulo-kutaner Albinismus) unter einem Mangel an Pigment leiden und dadurch insgesamt blendempfindlicher sind. Hier sind spezielle Brillen mit sogenannten Kantenfiltergläsern auch bei Raumlicht nötig. Auch bei der sehr seltenen totalen Farbenblindheit (Achromatopsie) besteht aufgrund hoher Blendempfindlichkeit ein spezieller Brillenbedarf.
Was raten Sie den Eltern bezüglich dem Tragen einer Sonnenbrille?
Das Kind sollte von den Eltern idealerweise spielend an das konsequente Tragen einer Sonnenbrille herangeführt werden. Auch der modische Aspekt sollte nicht zu kurz kommen – Farbe und Form darf das Kind idealerweise selber aussuchen.
«Natürlich sollten die Erwachsenen mit gutem Beispiel vorangehen und ebenso auf einen guten Sonnenschutz der Augen achten.»
Welche Sonnenbrillen können Sie empfehlen und auf was sollten Eltern beim Kauf einer Sonnenbrille achten?
Eine Kindersonnenbrille sollte zum einen natürlich wirksam sein gegen die gefährliche ultraviolette (UV-) Strahlung sein: hier gibt der Aufkleber «UV 400» Aufschluss. Er gibt an, dass UV-Strahlen bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometer praktisch komplett gefiltert werden. Der Blendschutz selber wird in Kategorien von null bis vier (Durchlässigkeit des Lichts) angegeben; mindestens die Kategorie zwei ist empfohlen, beim Skifahren oder am Meer sogar noch höher. Zum anderen soll die Brille natürlich auch gern getragen werden. Auf einen guten, rutschfesten Sitz mit grossem Gestell sollte geachtet werden, ebenso sind bruch- und kratzfeste Kunststoffgläser sinnvoll. Metallgestelle eignen sich weniger für kleine Kinder.
Dr. med. Johannes P. Eisenack
Als Augenarzt hat sich Johannes P. Eisenack schon früh in seiner Ausbildung auf das Erkennen und Behandeln von kindlichen Augenerkrankungen spezialisiert. Seit 2019 führt er seine eigene, auf Kinderaugen spezialisierte Klinik. Zudem ist Dr. Eisenack operativer Belegarzt am Kinderspital Zürich («Kispi») und führt dort sämtliche Operationen an den Augenmuskeln zur Verbesserung von kindlichen Schielerkrankungen durch