Vor einem Jahr lancierte der Stadtrat das Programm «Stadtverkehr 2025», um den Verkehr mit klaren Prioritäten und konkreten Massnahmen stadtverträglich zu bewältigen. Heute haben Stadtpräsidentin Corine Mauch und Tiefbauvorsteherin Ruth Genner den ersten Bericht vorgestellt. «Das Programm ist keine neue Verkehrspolitik», rief die Stadtpräsidentin in Erinnerung, «sondern eine konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Mobilitätsstrategie, die mit dem Programm einen zusätzlichen Schub erhält». «Stadtverkehr 2025» integriert die Umsetzung des Artikels 2quinquies der Gemeindeordnung, den das Stimmvolk im September 2011 im Rahmen der Abstimmung zur Städteinitiative beschlossen hatte.
Im Berichtsjahr 2012 wurden sechs Ziele, siebzehn Indikatoren zur Messung der Zielerreichung und ein Aktionsplan definiert. Der heute vorgestellte Bericht markiert den Auftakt zur jährlichen Berichterstattung.
Indikatoren dokumentieren den Fortschritt ab 2012
Siebzehn Indikatoren bilden die Entwicklung von «Stadtverkehr 2025» ab. Für die Berichterstattung gilt das Jahr 2012 als Bezugspunkt mit dem Index 100. Frühere und folgende Jahre werden entsprechend indexiert. Die sechs Ziele sind die folgenden.
1. Modalsplit von öV, Fuss- und Veloverkehr erhöhen
Einer der Indikatoren, «städtische Verkehrsmengen», zeigt, dass der motorisierte Individualverkehr (MIV) auf Stadtgebiet vor allem seit Eröffnung der Westumfahrung im Jahr 2009 und der Umsetzung der flankierenden Massnahmen deutlich zurückging, während die Verkehrsmenge im öV, Fuss- und Veloverkehr zunahm. Die Eröffnung der SBB-Durchmesserlinie 2014 wird den Anteil des öV weiter steigern.
Insgesamt hat der Anteil des MIV am Gesamtverkehrsaufkommen zwischen 2005 und 2010 um 6 Prozentpunkte abgenommen.
2. Angebot und Attraktivität des öV, Fuss- und Veloverkehrs verbessern
Die Indikatoren zum öV zeigen, dass das Angebot der Tram- und Buslinien in der Stadt Zürich in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut wurde und die VBZ ausserordentlich pünktlich verkehren. Nur 2,2 Prozent der Fahrgäste mussten 2012 mehr als fünf Minuten Verspätung hinnehmen.
Für den Fussverkehr gab es im Berichtsjahr 1,2 Kilometer neue Wege, unter anderem den Emil-Spillmann-Weg im Entwicklungsgebiet Unteraffoltern. Entlang der ehemaligen Westtangente wurden der Bevölkerung drei neue Plätze übergeben. In verschiedenen Quartieren entstanden zehn neue Begegnungszonen.
Für den Veloverkehr ist ein Qualitätsindikator definiert. Das im Masterplan Velo festgelegte Haupt- und Komfortroutennetz wies 2012 noch deutliche Lücken auf. Knapp die Hälfte der Strecken erfüllten die angestrebten Minimalanforderungen.
3. Kapazität für den MIV nicht erhöhen
Die grosse Bedeutung des MIV für den Wirtschaftsstandort Zürich ist unbestritten. Der MIV ist aber aufgrund seines Flächenbedarfs schlecht geeignet, um grosse Verkehrsmengen abzuwickeln. Unter anderem deshalb soll seine Kapazität nicht erhöht werden. Im Jahr 2012 gab es keine Neu- und Ausbauten von Hochleistungs- oder Hauptverkehrsstrassen.
4. 2000-Watt-Gesellschaft im Bereich Mobilität umsetzen
Aus dem Indikator «Detailbetrachtung Verkehr» ergibt sich, dass die Treibhausgasemissionen bisher nur wenig sanken. «Die 2000-Watt-Gesellschaft bleibt ein ehrgeiziges Langzeitziel», hielt Stadträtin Genner fest.
5. Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen des Verkehrs schützen
Immer noch sind gegen 130 000 Einwohnerinnen und Einwohner übermässigem Lärm ausgesetzt.
2012 wurde für 39 kommunale Streckenabschnitte Tempo 30 beschlossen. Für die rund 7000 Personen, die dort unter Lärmgrenzwertüberschreitungen leiden, wird sich die Situation nach Ausschreibung und Umsetzung der Massnahmen deutlich verbessern.
Der Indikator «Verkehrssicherheit» zeigt, dass die Anzahl Verletzter im MIV seit jüngster Zeit abnimmt. Die Zahl der Verunfallten im Veloverkehr ist hingegen gewachsen, 2012 verunfallten 298 Velofahrende. Verbesserungen der Veloinfrastruktur und Sensibilisierungsmassnahmen sollen dazu beitragen, das Unfallrisiko zu senken.
6. Qualität des öffentlichen Raums steigern
Der Indikator «Aktivitäten der Stadt zur Verbesserung der Stadtraumqualität» zeigt eine leichte Steigerung der Zufriedenheit mit diesen Aktivitäten.
Weitere Massnahmen zur Verbesserung der Stadtraumqualität sind in der Planung weit fortgeschritten oder bereits in Umsetzung. Die Neugestaltung des Sechseläutenplatzes wird im Frühjahr 2014 abgeschlossen. Für die Plätze und Erschliessungswege um den Bahnhof Oerlikon sind ebenfalls Neugestaltungen und Aufwertungsmassnahmen geplant. Der Münsterhof soll im Jahr 2014 autofrei werden.
Aktionsplan mit Schlüsselmassnahmen
Der Aktionsplan enthält 21 Schlüsselmassnahmen, um die Ziele von «Stadtverkehr 2025» zu erreichen. Die gewichtigsten Projekte, die im Berichtsjahr lanciert oder weiterentwickelt wurden, sind der Masterplan Velo und die VBZ-Netzentwicklungsstrategie «züri-linie 2030». Der Aktionsplan ist als rollende Planung angelegt und wird entsprechend ergänzt. Der aktuelle Aktionsplan deckt alle Ziele und das gesamte Stadtgebiet ab. Die Massnahmen reichen vom Tram Affoltern über die Neugestaltung der Riviera, die Veloroute Sihl-Limmat, Mobilitätsberatung und Strassenlärmsanierung bis hin zur Tarifanpassung bei weissen Parkplätzen.
Im Herbst 2013 wird ein Beirat mit Fachleuten aus den Bereichen Verkehrs-, Raum- und Städteplanung einberufen. Dieser soll die Massnahmen würdigen und auch weitere innovative Vorschläge in das Programm einbringen.
Ehrgeizige Übergangsbestimmung
Der prozentuale Anteil des öV, Fuss- und Veloverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen in der Stadt Zürich soll innert zehn Jahren um zehn Prozentpunkte steigen: Diese in der Gemeindeordnung verankerte Übergangsbestimmung bleibt ein ehrgeiziges Ziel. Mit dem Programm «Stadtverkehr 2025» sind markante Verbesserungen in diese Richtung möglich, das Übergangsziel lässt sich aber nur mit weitergehenden, einschneidenden Massnahmen erreichen.
Vielfältige Abhängigkeiten
Die im Programm «Stadtverkehr 2025» formulierten Ziele und der Aktionsplan sind von vielfältigen Faktoren abhängig, die die Stadt nicht allein oder gar nicht beeinflussen kann. Die Umsetzung vieler Projekte bedingt eine enge Zusammenarbeit zwischen Kanton und Stadt. Auch müssen die verkehrspolitischen Massnahmen stärker über die Stadtgrenzen hinaus vernetzt und aufeinander abgestimmt werden. Nur ein gemeinsames Vorgehen sowohl in politischer als auch in finanzieller Hinsicht führt zum Ziel. Dies gilt für die grossen öV-Ausbauten genauso wie für die Umgestaltung einzelner Strassenzüge. Einzelne Projekte können zudem durch Rechtsmittelverfahren verzögert werden.
Ebenfalls einen wesentlichen Einfluss haben externe Faktoren wie die wirtschaftliche Entwicklung. Mit der rollenden Planung lässt sich die Umsetzung jedoch periodisch überprüfen, bei Bedarf können die Prioritäten angepasst werden.
Allerdings ist ein Augenmerk auf eine möglichst umfassende Umsetzung des Aktionsplans zu legen, da erst das Zusammenspiel der verschiedenen Massnahmen die angestrebte Wirkung erzielen wird. Die Massnahmen des Aktionsplans tragen in ihrer Summe zu allen Programmzielen bei.
Der Bericht 2012 zum Programm Stadtverkehr 2025 ist auf dem Internet zu finden: www.stadt-zuerich.ch/stadtverkehr2025.