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Kunst in der Hardau

Die Hardau zeigt ihr Kunst-Gesicht: Ein Fest im Park und ein Guide durch die Hardau.

San Keller in der Portiersloge
San Keller in der Protiersloge: «Freinacht in der Hardau»

Von der Aktion «Freinacht in der Hardau» des Künstlers San Keller zum «Y» von Sislej Xhafa: In den letzten sieben Jahren sind in der Hardau viele Kunstprojekte umgesetzt worden. Eine neue Publikation der Fachstelle Kunst und Bau dokumentiert sie. Deren Erscheinen und die Wiedereröffnung der Schaukel von Sislej Xhafa werden am Quartiersommerfest gefeiert.

Der Charakter des Hardau-Gebiets hat sich in den letzten zwanzig Jahren durch wirtschaftliche und politische Umwälzungen geändert. Mit architektonischen und städtebaulichen Vorhaben wurde die Infrastruktur aufgewertet, um die Lebensverhältnisse im Quartier zu verbessern. Eine Reihe von Kunstprojekten begleitete diese Entwicklung und leistet einen Beitrag zur Quartieraufwertung und Identitätsstiftung. Im Rahmen des Forschungsprojektes «Kunst Öffentlichkeit Zürich» (www.stadtkunst.ch) wurde unter der Leitung des Instituts für Gegenwartskunst der Zürcher Hochschule der Künste und in Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich ein Gesamtkonzept für verschiedene Kunstprojekte erarbeitet und zwischen 2005 und 2012 umgesetzt. Sein Titel: «Kunst in der Hardau». 

Freinacht, Tanz und fünf Plakate

San Keller eröffnete im März 2005 die Kunstreihe mit der Aktion «Freinacht in der Hardau», der im Juni «Best of Hardau mit der San Dance Company» folgte. Er nahm die Bewohnerinnen und Bewohner der Hardau ins Blickfeld: In ihrer Altersdurchmischung, mit ihrer unterschiedlichen Herkunft und ihren nachbarschaftlichen Beziehungen.

Plakat mit der Aufschrift Das Geheimnis der Hardau, im Hintergrund ein Ausschnitt der Wohnsiedlung Hardau.
Magie im Quartier: Plakataktion, 2005, Arbeit von Christoph Hänsli

Gleichzeitig wurde bis Ende 2005 eine Reihe temporärer künstlerischer Plakat-Projekte realisiert. Fünf Plakate folgten in zweimonatlichem Rhythmus aufeinander. Sie thematisierten auf je verschiedene Weise die Prozesse der Veränderung und deren Begleiterscheinungen. In dieser ersten Etappe standen die künstlerischen Projekte mit ihrem primär performativen und kommunikativen und Charakter hauptsächlich mit den lokalen Bewohnerinnen und Bewohnern und den spezifischen städtebaulichen Gegebenheiten im Dialog.

Kinder ziehen eine Glocke hoch
Kinder ziehen die *Glocke*Hardau*Bim*Bam*2006* von Claudia und Julia Müller auf

Das Wettbewerbsprogramm des 2005 lancierten Studienauftrags fragte nach einem Kommentar der städtebaulichen Visionen im Hardau-Gebiet. Historische Reflexion und utopischer Entwurf sollten im Kunstprojekt zusammenfinden. 2006 wurde eine Glocke von Claudia & Julia Müller realisiert. Diese hängt auf ungefähr zwölf Metern Höhe zwischen dem Schulhaus und einem Wohnturm und markiert den neuen Durchgang zum Quartier. Geklungen hat sie nur ein einziges Mal, als sie in einer feierlichen Zeremonie aufgezogen wurde.

Auf Wand gezeichnete Tür
Türe in die Phantasie: eine von Zilla Leuteneggers Interventionen

In der zweiten Etappe sollten die Kunstwerke, nun ausschliesslich dauerhafte Arbeiten, auf die spezifischen urbanen Gegebenheiten und auf eine breitere Öffentlichkeit ausgerichtet sein. 2009 wurde ein Studienauftrag für zwei Kunstwerke im Perimeter des Hardauparks und des Oberstufenschulhauses Albisriederplatz durchgeführt.

Mit dem «Haus im Haus» hat Zilla Leutenegger für das Schulhaus Albisriederplatz eine Arbeit realisiert, mit der sie in den architektonischen und funktionalen Raum der Schule einen zweiten einzeichnet, der für jede und jeden nur in ganz eigener Weise zu begehen ist. Architekturelemente wie Türe, Fenster, Treppe und Kamin öffnen sich für Geschichten, führen in Gedankenräume und befeuern die Phantasie und Imagination.

Leuchtende Schaukel von Sislej Xhafas
Bei Sislej Xhafas Schaukel begegnen sich die Menschen des Quartiers und bringen das «Y» zum Leuchten. (Foto: Doris Fanconi)

Ein Frage-Zeichen als leuchtende Schaukel

Während Zilla Leuteneggers Arbeit in die Realität der Schule eingreift, reflektiert Sislej Xhafa die vorgefundenen kulturellen und sozialen Bedingungen. Der Künstler legt Wert auf die Zeichenhaftigkeit von Kunst in öffentlichen Räumen, ebenso wie auf die Involvierung der Betrachtenden. Beides führt er in der Arbeit «Y» zusammen, die im neuen Stadtpark steht, welcher der Schule vorgelagert ist. Die Skulptur in Form einer monumentalen Steinschleuder ist Symbol des Widerstandes und gleichzeitig, in der englischen Aussprache des Buchstabens (why), ein Frage-Zeichen, das die Betrachtenden ihre Wahrnehmungen reflektieren lässt. Denn auf der Skulptur aus weissem Plexiglas und Stahl lässt es sich gemütlich schaukeln und geschieht das am Abend, dann leuchtet sie in den Farben Grün, Blau und Orange. Spielerisch geht der Künstler mit den Themen Migration, Widerstand und der Verschiebung kultureller Werte um: Eine Steinschleuder wird zur gemütlichen Schaukel oder monumentalen Parklampe – je nach Betrachtung und Reflexion.

Mit der Arbeit von Sislej Xhafa ist das letzte Kunstprojekt der «Kunst in der Hardau» realisiert – zeitgleich mit der Fertigstellung der letzten baulichen Massnahme zur Quartieraufwertung, dem Stadtpark Hardau. Aus diesem Anlass wurde eine Publikation zur «Kunst in der Hardau» veröffentlicht. In Form eines Stadtführers durch das Hardau-Gebiet gibt das Booklet unterschiedlichste Einblicke in die Besonderheiten dieser Nachbarschaft und stellt die realisierten Kunstprojekte in einen konkreten Bezug zum Leben im Quartier.

Ein Faltplan führt durch das Gebiet und verweist auf die verschiedenen Einträge im Guide. So steht man etwa vor einem Imbisslokal und erfährt etwas über Balkanfood und darüber, wie die weite Welt über die Essgewohnheiten Einzug ins Quartier gehalten hat. Oder dem heutigen Blick auf die Hardau-Türme werden Ansichten aus den 1970er-Jahren, aus der Zeit des damaligen Aufbruchs der Jugend, gegenübergestellt. Das «Y» und das «Haus im Haus», die beiden Hauptwerke des Forschungsprojektes und der Publikation, werden so in den kulturellen, baulichen und sozialen Kontext der Hardau eingebettet.

Kristin Bauer

  

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