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Drogeninformationszentrum: Jahresrückblick 2020

Medienmitteilung

Das faktisch eventlose Jahr 2020 resultierte für das mobile Drug Checking der Stadt Zürich in einen einzigen Einsatz. Die Beratungen und Drug Checkings im Drogeninformationszentrum (DIZ) erreichten aber bereits im Juni wieder annähernd das Niveau des Vorjahres. Im Herbst wurde das Angebot sogar um das weltweit erste Cannabis-Drug-Checking erweitert. Synthetische Cannabinoide bereiten Konsumierenden und Fachleuten seit Ende 2019 gleichermassen Sorgen.

12. Mai 2021

Das praktisch eventlose Jahr 2020 hat beim Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ) dazu geführt, dass das erste mobile Drug Checking im Februar 2020 das einzige blieb. Das Beratungsangebot im DIZ konnte nach dem Lockdown wieder aufgenommen werden. Bereits im Juni 2020 lag die Nachfrage annähernd wieder auf vor-pandemischem Niveau. 

Insgesamt wurden im letzten Jahr rund 1850 Substanzen getestet und nahezu 2000 Beratungsgespräche geführt (Vergleich 2019: 2300 und 3700). Rund 250 an einer Substanzanalyse Interessierte mussten mangels Kapazität abgewiesen werden. 

Freizeitdrogenkonsum 2020 nicht abgenommen

Mit dem Wegfallen öffentlicher Partys ist der Freizeitdrogenkonsum nicht einfach verschwunden, sondern hat sich gemäss Aussagen der Klientinnen und Klienten im DIZ vermehrt ins Private verlagert. Gemäss Rückmeldung der Konsumierenden waren illegale Substanzen 2020 zudem weder vermindert noch schwieriger erhältlich. Zum gleichen Schluss kommen auch verschieden regionale Studien und nationale Befragungen. Auch ohne offizielle Partys haben sich die Trends der letzten Jahre hinsichtlich des Drogenkonsums fortgesetzt: Die Reinheit von Kokain steigt weiter an, und der MDMA-Gehalt in Ecstasy-Tabletten nimmt zu. Diese Entwicklung ist für die Konsumierenden insofern positiv, da sie dadurch weniger potentiell sehr gefährliche Streckmittel zu sich nehmen. Anderseits steigt mit der zunehmenden Potenz der Substanzen aber die Gefahr für Überdosierungen. 2020 enthielt die stärkste Kokainprobe 98 Prozent Kokain. Die stärkste Ecstasy-Pille beinhaltete knapp 300mg MDMA, was für eine 60 Kilo schwere Frau die vierfache Menge der Maximaldosis bedeutet. saferparty.ch hat 2020 darum auch insgesamt 600 Substanzwarnungen publiziert. Bezüglich der Demografie der Konsumierenden hat sich wenig verändert: Das mittlere Alter der – zu 80 Prozent männlichen – DIZ-Besuchenden betrug 31 Jahre; die Altersspanne reichte von 15 bis 78 Jahre. 

LSD: Von der Aussteiger- zur Modedroge?

Seit einigen Jahren steigt die Zahl der abgegebenen LSD-Proben. In den letzten fünf Jahren hat sich insbesondere der Anteil an flüssigen Proben mehr als verdreifacht (26 vs. 87 Proben). Flüssiges LSD wird vor allem für «Microdosing» genutzt. Die Zunahme der LSD-Proben lässt darauf schliessen, dass sich die Substanz von der einstigen «Aussteigerdroge» hin zu einer Möglichkeit zur Selbstoptimierung wandelt.

Besorgniserregende synthetische Cannabinoide 

Ebenfalls zugenommen hat mit synthetischen Cannabinoiden versetztes Cannabis. Das DIZ hat diverse Informationen zu diesen noch kaum erforschten, potentiell hochgefährlichen Substanzen erarbeitet und Konsumierenden und Fachpersonen breit zugänglich gemacht, um sie für diese verhältnismässig neue Gefahr beim Cannabis-Konsum zu sensibilisieren. Zusätzlich öffnete in Zürich im Oktober das welterste Cannabis-Drug-Checking-Angebot. In den ersten drei Monaten wurden bereits über 200 Cannabisproben zur Analyse gegeben. Davon enthielt jede dritte ein oder mehrere synthetische Cannabinoide. 

Trend zur Digitalisierung setzt sich fort – vom Erwerb bis zur Beratung

Die Website saferparty.ch verzeichnete 2020 rund 700 000 Zugriffe. Bei Instragram und Facebook von saferparty.ch stiegen die Klickraten weiter an und auch die Online-Beratungen nehmen zu (2020: 180, 2019: 144). Beim Erwerb der Substanzen durch die Konsumierenden gewinnen digitale Kanäle ebenfalls an Bedeutung: Während vor fünf Jahren noch 6 Prozent der Substanzen online gekauft wurden, hat sich dieser Wert bis 2020 auf 12 Prozent verdoppelt. Konsumierende, die Substanzen online kaufen, gehen oft (fälschlicherweise) davon aus, dass die Qualität von Substanzen, die etwa in professionell gestalteten Darknet-Shops angeboten werden, besser sei.  Aber auch online gekaufte Substanzen enthalten nicht unbedingt den deklarierten Inhalt und sollten deshalb vor dem Konsum ebenfalls professionell getestet werden, um das Risiko für Überdosierungen und gefährliche Nebenwirkungen zu senken.

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