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Interview mit Renato Kienberger, Tiefbauamt der Stadt Zürich

Bauarbeiten auf dem Bellevue Zürich

Renato Kienberger, Sie sind Fachbereichsleiter beim Tiefbauamt der Stadt Zürich und waren für die Bauarbeiten am Bellevue verantwortlich. Was waren die Schwierigkeiten und Besonderheiten dieser Baustelle?
Die Baustelle am Bellevue war sicher eines der speziellsten Projekte, das ich im Laufe meiner Tätigkeit beim Tiefbauamt leiten durfte. Die Herausforderungen lagen hier ganz klar in der kurzen Bauzeit sowie im sehr hohen Verkehrsaufkommen und weniger im bautechnischen Bereich. Sämtliche Bauphasen mussten auf die gegebenen Randbedingungen wie Veranstaltungen (Sechseläuten, Züri Marathon, 1. Mai, Ironman, Streetparade, Zurich Film Festival) oder der fünfwöchigen Aufhebung der VBZ-Haltestellen während den Sommerferien abgestimmt werden. Alle Veranstaltungen mussten trotz Baustelle stattfinden können. Damit sie besser in den Bauablauf passte, konnte die Streetparade um drei Wochen verschoben werden. Um die geplanten Arbeiten in den dafür vorgesehenen Zeitfenstern erledigen zu können, mussten die beauftragten Unternehmungen oft mehrschichtig und in den Sommerferien rund um die Uhr arbeiten. Die Belagsarbeiten im Utoquai und in der Schoeckstrasse wurden an einem einzigen Wochenende mit sieben Schichten ausgeführt. Eine solch beschleunigte Arbeitsweise erforderte ein sehr hohes Engagement aller am Bau beteiligten Dienstabteilungen, Projekt- / Bauleiter und Bauführer. Ebenso gelangten die ausführenden Baufirmen auf Grund der mehrschichtigen Bauausführung teilweise an die Grenze der Personalkapazitäten.

Welche Massnahmen ergriffen Sie, damit die Verkehrsteilnehmenden vorwärts kamen?
Bereits früh wurde durch die Dienstabteilung Verkehr ein ausführliches Umleitungskonzept erarbeitet, das die weiträumigen Auswirkungen der Baustelle auf die Verkehrsströme darlegte und Massnahmen für einen reibungslosen Verkehrsfluss aufzeigte. Unter anderem wurden die ebenerdigen Fussgängerstreifen auf der Hauptachse Bürkliplatz-Bellevue-Utoquai aufgehoben und durch zwei Passerellen ersetzt. Zusätzlich wurden einige wenige Verkehrsbeziehungen am Bellevueplatz aufgehoben und grossräumig umgeleitet. Dies ermöglichte die Ausserbetriebnahme diverser Ampeln, wodurch der Verkehr besser neben der Baustelle vorbeifliessen konnte. Für den Fuss- und Veloverkehr wurden im Projektperimeter gegen dreissig Informationstafeln aufgestellt, welche die kürzesten Wege auf die andere Baustellenseite oder zur nächsten Tram-/Bushaltestelle aufzeigten.
Sämtliche Bau- und Verkehrsphasen wurden jeweils frühzeitig mit Informationsschreiben an die im Baustellenperimeter direkt Betroffenen kommuniziert. Alle Informationen konnten auch auf der Internetseite des Tiefbauamts abgerufen werden. Ebenso fand vor Baubeginn eine Informationsveranstaltung statt, und die Dienstabteilung Verkehr orientierte zusätzlich bei Verkehrsumstellungen jeweils Radio und Presse mittels Medienmitteilungen.

Inwiefern konnten Sie den umliegenden Unternehmen und Gewerbe Hand bieten, damit diese den Betrieb aufrechterhalten konnten?
Obwohl die einzelnen Geschäfte und Läden während der gesamten Bauzeit erreichbar blieben, bedeutete eine Baustelle in dieser Grössenordnung für sämtliche direkt anliegende Geschäfte Absprachen und Kompromisse betreffend Anlieferungen. Im Vorfeld der Bauarbeiten fand eine Information anlässlich der Generalversammlung der Vereinigung Bellevue/Stadelhofen statt. An dieser Veranstaltung wurden den Gewerbetreibenden das Bauvorhaben und die Bauphasen erklärt, ebenso wurden die wichtigsten Ansprechpartner bekannt gegeben.
Während der Bauarbeiten konnten die Interessen der Vereinigung durch deren Einsitz in die regelmässig stattfindenden Kommunikationssitzungen berücksichtigt werden.

Gab es Rückmeldungen des ansässigen Gewerbes/der Unternehmen? Wie fielen diese aus?
Die Vereinigung Bellevue/Stadelhofen richtete ein grosses «Dankeschön» an alle Beteiligten, insbesondere lobte sie die provisorische Verkehrsführung (MIV) und die Einsatzbereitschaft während der Bautätigkeiten. Im Hinblick auf zukünftige Bautätigkeiten wurde darauf hingewiesen, dass der Fussgängerführung, insbesondere während längeren Veranstaltungen auf dem Sechseläutenplatz (u.a. Zirkus Knie, Zurich Film Festival etc.), noch mehr Beachtung geschenkt werden sollte. Einzelne Mitglieder der Vereinigung hatten während der Bauzeit einen Umsatzrückgang zu beklagen, andere Unternehmen hatten eigene Umbauvorhaben oder Betriebsferien auf die intensivste Bauphase während den Sommerferien terminiert und in dieser Zeit den Betrieb eingestellt.

Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse aus diesen oder ähnlichen Projekten?
Die Basis für das gute Gelingen einer Grossbaustelle liegt in der sorgfältigen Bau- und Verkehrsphasenplanung, in der engen und frühzeitigen Einbindung aller Beteiligten, in der ausführlichen Kommunikation und im Willen und Engagement von sämtlichen Partnern in der Stadtverwaltung und beauftragten Unternehmen.

Quelle: Verkehrsbetriebe Zürich

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