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Ersthelfer im Pech

Meine Teamkollegin und ich waren mit dem Rettungswagen auf dem Weg zu einem nicht dringlichen Einsatz, als uns an einer Tramhaltestelle Passant*innen wegen eines Notfalls in einem Tram anhielten.

Illustration: Daniel Müller

Text: Ramona Haupt

Während meine Kollegin zu der Patientin eilte, informierte ich die ELZ, dass wir aufgrund einer dringlichen Situation aufgehalten worden waren. Die ELZ disponierte sofort ein anderes Rettungsmittel an unseren eigentlichen Einsatz. Ich stieg ins Tram ein und sah, dass eine Frau am Boden lag und durch meine Kollegin sowie zwei Ersthelfer betreut wurde. Damit der öffentliche Verkehr während der Stosszeit nicht länger blockiert wurde, holten wir die Patientin zügig aus dem Tram. Dabei unterstützten uns die beiden Ersthelfer. Kaum aus dem Tram ausgestiegen, nickten wir der Tramfahrerin zu, dass sie ihre Fahrt wiederaufnehmen konnte – zum Schrecken des einen Ersthelfers. Denn als sich das Tram in Bewegung setzte, realisierte er, dass er seinen Rucksack im Tram liegen gelassen hatte. Er entschuldigte sich und rannte davon, dem Tram hinterher. Leider konnten wir ihm in diesem Moment nicht helfen, da wir uns um die Patientin kümmerten.

Ein aufmerksamer Trampassagier hatte die Situation beobachtet und den Rucksack des Ersthelfers an sich genommen. Er stieg bei der nächsten Haltestelle aus, um gleich wieder in das in die entgegengesetzte Richtung fahrende Tram einzusteigen. Kurze Zeit später hielt dieses Tram an unserer Haltestelle an. Der Mann stieg aus und klopfte an die Tür des Rettungswagens, um dem Ersthelfer seinen Rucksack zurückzugeben. Leider war dieser zu diesem Zeitpunkt bereits auf und davon. Da meine Kollegin nach den ersten Abklärungen meine Hilfe bei der Versorgung der Patientin nicht mehr benötigte, fuhr ich mit dem Rettungswagen in Richtung der nächsten Haltestelle. Ich hoffte, den Ersthelfer zu finden, um ihm den Rucksack zurückzugeben. Leider blieb er unauffindbar. In der Hoffnung, einen Hinweis auf die Telefonnummer des Besitzers zu finden, öffneten wir den Rucksack. Ausser einem Ausweis fanden wir keine weiteren Anhaltspunkte.

Weil es der Patientin hinten im Rettungswagen bereits viel besser ging, hielten wir auf dem Weg ins Spital beim naheliegenden Polizeiposten an. Wir hofften, dass unsere Kolleg*innen der Polizei den Pechvogel anhand des Ausweises ausfindig machen können. Tatsächlich waren sie erfolgreich und erreichten den überglücklichen Ersthelfer. Dieser holte seinen Rucksack kurze Zeit später auf dem Polizeiposten ab. Schlussendlich war alles gut gekommen, was uns und auch unsere Patientin freute. So konnten wir später über diese irgendwie lustige Situation schmunzeln.

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