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Löwenbräu

Erste Einblicke ins neu gestaltete Löwenbräu-Areal

Portraitfoto Peter Haerle, Direktor Kultur
Peter Haerle

Für die Öffentlichkeit richtig zugänglich wird das während zwei Jahren wegen Umbaus geschlossene Löwenbräu-Areal erst wieder am 1. September. Aber bereits vom 10.-17. Juni kann man anlässlich einer Preview-Ausstellung in der Kunsthalle einen ersten Augenschein im Gebäude nehmen. Die Neugier ist gross, die Erwartungen auch. Peter Haerle, Direktor Kultur der Stadt Zürich, sagt, wofür das neue Löwenbräu steht und was er sich davon erhofft. Und auch Mieter, die nach zwei Jahren Abwesenheit an die Limmatstrasse zurückkehren, geben ihrer Vorfreude Ausdruck.

Die Neueröffnung des Löwenbräu-Areals steht bevor. Was geht Ihnen dabei als erstes durch den Kopf?

Freude und Erwartung. Ich habe Freude, dass ein sehr komplexes Projekt erfolgreich zum Abschluss gekommen ist. Vor einigen Jahren war es keineswegs sicher, ob man das Areal für die Kulturnutzung sichern könne oder ob es dort ganz andere Nutzungen geben würde. Nun kann der einzigartige Cluster von privaten und städtischen Kunstinstitutionen sowie von Galerien weiterexistieren und sich weiterentwickeln. Das Löwenbräu-Areal und zuerst das Schöller-Areal waren für die Entwicklung der Kunstszene in Zürich enorm wichtig. Neben der Freude habe ich auch Erwartungen: Es gilt nun, das Areal und die Räume zu beleben und die Menschen mit spannenden Programmen zu begeistern. Bauen ist das eine, über Jahre ein spannendes Programm bieten, lebendig und neugierig bleiben das andere. Das ist anspruchsvoll.

Welche Auswirkungen aufs Quartier und auf die Stadt erhofft sich Zürich vom neuen Kunstzentrum?

Zürich ist eine Kulturstadt und hat einen hervorragenden Ruf im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Das Löwenbräu-Areal trägt wesentlich zu diesem Ruf bei. Ich hoffe, dass das Löwenbräu ein Magnet für Menschen aus Zürich, aus der Schweiz, aber auch aus dem Ausland sein wird, die sich für zeitgenössische Kunst interessieren. Das Löwenbräu wird das Quartier noch einmal beleben und von diesem lebendigen Umfeld profitieren auch andere Kulturinstitutionen.

Von den bisherigen Mietern kehren Migros Museum für Gegenwartskunst, Kunsthalle, Galerie Hauser & Wirth, Galerie Bob van Orsouw und die Buchhandlung Kunstgriff zurück ins Löwenbräu. Daneben hat es Platz für drei weitere Mieter, welche zurzeit bestimmt werden. Was für Mieter werden gesucht und gewünscht?

Für die Vermietung ist die Löwenbräu-Kunst AG zuständig, die je zu einem Drittel der Stadt, der Migros sowie der Kunsthalle gehört. Ich kann nicht für diese AG sprechen, gehe aber davon aus, dass Mieter gesucht werden, die gut ins Löwenbräu passen, das heisst: hohes Niveau, spannendes Programm, starke Ausstrahlung.

Mit dem Museum Rietberg, dem geplanten Erweiterungsbau des Kunsthauses und dem Löwenbräu als Zentrum für zeitgenössische Kunst wird Zürich Kunstinteressierten ein attraktives Dreieck im etablierten Kunstbereich anbieten. Segelt die junge Kunstszene im Sog dieses Top-Trios mit? Oder wird sie verdrängt?

Die junge Kunstszene ist viel zu stark und viel zu selbstbewusst, als dass sie sich verdrängen liesse. Vom attraktiven Dreieck der «Grossen» profitieren auch die Kleinen. Kunstinteressierte Menschen, die nach Zürich kommen, wollen auch neue Tendenzen und Strömungen kennen lernen. Die findet man bei der jungen Szene. Wenn Zürich als Kunstort noch bekannter ist, profitieren alle davon. Es ist schliesslich ein kulturpolitisches Ziel, dass wir die junge, freie Szene sogar stärker fördern möchten. Ein Ausspielen von den Etablierten gegen die Jungen soll es nicht geben.

Model des künftigen Löwenbräu-Areals
Das zukünftige Löwenbäu-Areal, Modell: PSP Swiss Property AG.

Vorfreude der Mieter

Von den bisherigen Mietern ziehen das Migros Museum für Gegenwartskunst, die Kunsthalle Zürich, die Galerien Hauser & Wirth und Bob van Orsouw sowie die Buchhandlung Kunstgriff bald wieder ins Löwenbräu-Areal. Was sind ihre Erwartungen?

Portraitbild Herr Bob van Orsouw
Bob van Orsouw

Was erhoffen Sie sich von der Rückkehr ins umgebaute Löwenbräu-Areal?

Bob van Orsouw / Galerist: Im Löwenbräu ist die Mischung von privaten und öffentlichen Institutionen fruchtbar. Besucher können hier in umfassender Weise das gesamte Spektrum zeitgenössischer Kunst erfahren: Ausstellungen im musealen Rahmen von Kunsthalle und Migros Museum, die Möglichkeit zur Wissensvertiefung und Anregung in einer exquisiten Kunstbuchhandlung, und die Galerieausstellungen etablierter und aufstrebender künstlerischer Positionen. All dies auf höchstem, internationalem Niveau.

Martin Schmutz / Buchhandlung Kunstgriff: Von der Rückkehr ins Löwenbräu-Areal erwarte ich für die Buchhandlung in erster Linie wieder einen anständigen Umsatz, nach zwei schwierigen Jahren. Die Zürcher Bevölkerung ist uns ja leider nicht wirklich ins Hubertus-Provisorium gefolgt. Und ich freu mich auf eine professionelle Infrastruktur im Haus. Eine neue Ära beginnt!

Florian Berktold / Galerie Hauser & Wirth: Mit der verbesserten Infrastruktur, mehr Platz und neuen Räumen wird das Areal wieder das Zentrum und der Magnet der zeitgenössischen Kunst in Zürich werden, so wie vorher!

Beatrix Ruf / Kunsthalle Zürich: Nach 25 Jahren Geschichte der Kunsthalle Zürich ohne permanenten und gesicherten Standort können wir hier nun in Zukunft unsere Energie ganz auf das Programm, die Arbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern und die Vermittlung zeitgenössischer Kunst an unser Publikum konzentrieren.

Heike Munder / Migros Museum für Gegenwartskunst: Die Neueröffnung bedeutet für das Migros Museum für Gegenwartskunst einen entscheidenden Schritt in seiner 16-jährigen Geschichte. Das Museum wird sich auch in Zukunft als Ort der Reflexion sowie der Produktion verstehen. Die aktive Beteiligung am Prozess der Kunstproduktion und die enge Zusammenarbeit mit den Künstlern spielen nach wie vor eine tragende Rolle. Verstärkt wollen wir uns der wissenschaftlichen Arbeit und der Kunstvermittlung widmen und auch öfter fundierte Retrospektiven präsentieren.

Was wird für Sie gegenüber vorher anders sein?

Portraitbild Frau Beatrix Ruf
Beatrix Ruf

Beatrix Ruf / Kunsthalle Zürich: Im insgesamt für das Publikum und die Ausstellungen optimierten Gebäude haben wir mit den angestammten und den neuen Räumen  unseres weithin sichtbaren weissen Aufbaus ideale Bedingungen für unsere Tätigkeit. Endlich können wir unsere  Bibliothek zur Gegenwartskunst dem Publikum in speziell dafür eingerichteten Räumen zur Verfügung stellen, wir haben einen akustisch sehr guten Raum für Vorträge und Veranstaltungen, ausgebaute Büros und Werkstätten und endlich auch Lager für unser Archiv. Das “neue” Löwenbräu wird die Geschichte dieses einzigartigen Komplexes nochmals engagiert und aktualisiert weiter tragen, neue Aspekte hinzufügen und das mit diesem Kunstkomplex entwickelte, national und international weit rezipierte Gesicht der Stadt Zürich als Stadt der zeitgenössischen Kunst auch in die Zukunft garantieren.

Florian Berktold / Galerie Hauser & Wirth: Das Löwenbräu-Areal ist durch die einzigartige Public Private Partnership der Löwenbräu-Kunst AG langfristig als Kulturstandort gesichert. Diese Sicherheit erlaubt den Institutionen und Galerien die Planung in die Zukunft.

Markus Schmutz / Buchhandlung Kunstgriff: Die Buchhandlung Kunstgriff wird im "neuen" Löwenbräu mehr als die doppelte Ladenfläche haben. Dafür bin ich aber auch neue Allianzen eingegangen.

Bob van Orsouw / Galerist: Wir freuen uns auf unsere renovierten Räume: lichtdurchflutet und hoch. Unser Ausstellungsraum wird auch nach dem Umbau nicht zum seelenlosen White Cube, sondern weiterhin die Spuren des historischen Gebäudes atmen. Der Neubau wird auch einige praktische Mängel in der Infrastruktur des Gebäudes beheben. Nicht zuletzt freuen wir uns auch auf neue Nachbarn und ein modernisiertes Umfeld.

Portrait Frau Heike Munder
Heike Munder

Heike Munder / Migros Museum für Gegenwartskunst: Das Migros Museum für Gegenwartskunst erhält mit den umgebauten Räumlichkeiten zukunftsweisende Präsentationsmöglichkeiten. Es verfügt neu über zwei Ausstellungsebenen mit einer Fläche von etwa 1'300 m2: Ein Stockwerk wird für die Präsentation der Sammlung genutzt, während das andere für wechselnde Einzel- oder Gruppenausstellungen zur Verfügung steht. Ein eigener Veranstaltungsraum ermöglicht zudem die kontinuierliche Erweiterung des Vermittlungs- und Rahmenprogramms. Die Sammlung des Museums wird entscheidend von der Neueröffnung profitieren. Sie ist durch beständige Ankäufe auf über 500 Werke angewachsen. Das Zusammenspiel von Kunstproduktion und Sammlung wollen wir auch in Zukunft pflegen.

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