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Grabungstagebuch: Wenn der Funke überspringt

Walter Fasnacht

Walter Fasnacht ist Experte für prähistorische Feuer- und Metalltechnik. Bei der Grabung Parkhaus Opéra ist er für Führungen und Wissenschaftsvermittlung zuständig.

Wer kennt ihn nicht, Fred Feuerstein? Und nun begegnen wir ihm, sozusagen vor unserer Haustür: In der 5000 Jahre alten Fundschicht einer Pfahlbausiedlung finden wir als ersten Hinweis steinzeitlicher Feuertechnik gleich drei Zunderschwämme. Sie sind der wichtigste Teil des prähistorischen Feuerzeugs.

Freds Feuerstein, der zum Feuerschlagen benötigte Silex, sowie der Markasit, ein Eisen-Schwefel-Mineral, das den Funken spendet, fehlen zwar noch, aber inzwischen wissen alle auf der Grabung Opéra, wonach sie Ausschau halten müssen, denn in der Archäologie findet man nur, was man kennt!

«Hast du die Schuhsohle schon gesehen?», fragt die Mitarbeiterin im Fundlabor spasshaft, als ich nach interessanten Neufunden Ausschau halte. Der gefundene Zunder sieht auf den ersten Blick tatsächlich wie ein Stück Leder aus, ist aber die flach gedrückte Aussenhaut eines echten Zunderschwamms, des Fomes fomentarius. Und genau die fängt am besten Feuer. Heute ist dieser Pilz, ein Parasit auf morschen Buchen und Birkenstämmen, sehr selten.

Aber wie wird nun Feuer geschlagen? Das geht nicht so fix per Daumenklick wie heute! In der linken Hand hält man also den Markasitknollen, mit der rechten Hand schlägt man mit dem Feuerstein entlang diesem Mineral Funken. Die Kunst ist nun, diese auf den bereitgelegten Zunder fallen zu lassen und dann mit sanftem Anfachen und Auflegen von leicht brennbarem Kleinmaterial die Glut richtig zum Lodern zu bringen.

Moment: Das mit der rechten und der linken Hand, geht das nicht auch umgekehrt? Richtig! Nur sind nahezu alle Geräte schon in der prähistorischen Zeit für Rechtshänder geschaffen worden: Sicheln, Gusstiegel – Scheren gab es noch nicht. Und die dominante Hand ist diejenige der grossen Bewegung. Gehen Sie hin und überprüfen Sie selbst, welche Hand heute den Geigenbogen führt. Gleich nebenan im Opernhaus.

(Tages-Anzeiger, 7. Juni 2010)

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