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Kunst im Quartier

Die Zürcher Aussenquartiere haben in den letzten Jahren eine dynamische Entwicklung genommen: Zürich-West, Altstetten, Affoltern, Albisrieden, Schwamendingen, Oerlikon oder Seebach verändern sich so stark wie seit den 1950er-Jahren nicht mehr. Seit 2010 begleitet die Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum (AG KiöR) diese Entwicklung in den Quartieren mit speziell dafür konzipierten Projekten.

An der Leutschenbachstrasse stehen einige ältere Gewerbebauten aus Holz. Darin sind alteingesessenes Gewerbe, Start-ups aus der Kreativwirtschaft sowie junge Künstlerinnen und Künstler tätig – ein bunte Mischung. Der Künstler David Renggli (*1974) betreibt sein Atelier an diesem Standort bereits seit vielen Jahren. Die Halle, in der er arbeitet, ist ideal für seine raumgreifenden Installationen. Als David Renggli dort einzog, konnte er von günstigen Mietzinsen profitieren. Damals waren Oerlikon und Leutschenbach, das zu Seebach gehört, für Künstlerinnen und Künstler noch «terra incognita», ein kulturelles Niemandsland, in dem es weder hippe Bars noch trendige Shops gab.

Ruth Erdt: Ein Teil von Schwamendingen verschwindet – und neue Gebäude entstehen.
Ruth Erdt: Ein Teil von Schwamendingen verschwindet – und neue Gebäude entstehen.

Heute befinden sich im Norden Zürichs viele Arbeitsplätze der sogenannten Kreativwirtschaft. Denn in Oerlikon, Seebach und Schwamendingen sind die Mietzinsen noch einigermassen zahlbar. Und in diesen Quartieren finden sich Lokalitäten, die Künstlern, Designerinnen, Grafikern oder Architektinnen als Zwischennutzung überlassen werden – so lange, bis dort neue Wohn- oder Bürogebäude entstehen.

Renovieren, sanieren, neu bauen:
Renovieren, sanieren, neu bauen:

Die Fotografin Ruth Erdt dokumentiert...
Die Fotografin Ruth Erdt dokumentiert...

den Wandel von Schwamendingen.
den Wandel von Schwamendingen.

Diese Transformation Zürichs ist auch in Schwamendingen deutlich spürbar. Dort soll ab 2017 ein 940 Meter langer Abschnitt des Autobahnzubringers zwischen Schöneichtunnel und dem Autobahnkreuz Aubrugg mit einem Park überdacht werden. Dieses Projekt entlastet das Quartier von Lärm, Schmutz und weiteren Verkehrsemissionen. Weil damit Schwamendingen als Wohnort deutlich an Attraktivität gewinnen wird, ist bereits jetzt eine demografische Veränderung im Quartier festzustellen.

Kulturelle Energie an der Peripherie

Aufgrund dieser Transformationen hat sich die AG KiöR dezidiert vorgenommen, Kunstprojekte an der Peripherie der Stadt zu realisieren. Zürich-West rückte zum Beispiel 2012 mit ART AND THE CITY in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit: Mit mehr als 40 Kunstwerken, Performances und Interventionen wurde damals der Versuch unternommen, die Entwicklung der Stadt künstlerisch zu hinterfragen und eine kulturelle Energie in die erneuerten Aussenquartiere zu bringen.

Die Strategie der Dezentralisierung von Kunst und Kultur ist ein wesentliches Anliegen der AG KiöR: «Öffentliche Kunst kann die Veränderungen in den Quartieren begleiten», heisst es im KiöR-Leitbild. Und weiter: «Angestrebt wird zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum, die die Veränderungsprozesse in der Stadt reflektiert und sich diskurs- und damit gemeinschaftsfördernd auswirkt.» In diesem Zusammenhang fokussieren die Sommerprojekte (ART AND THE CITY, Gasträume) jeweils auf Quartiere, die besonders grossen Veränderungen ausgesetzt sind. Im Sommer 2015 werden Altstetten und Albisrieden einen geografischen Schwerpunkt für künstlerische Interventionen bilden.

Möbel für den öffentlichen Raum

David Renggli: Skizze für «Möbel».
David Renggli: Skizze für «Möbel».

Insgesamt sollen fünf «Möbel» mit Beton und verschiedenen Steinen umgesetzt werden.
Insgesamt sollen fünf «Möbel» mit Beton und verschiedenen Steinen umgesetzt werden.

Bereits im Frühling dieses Jahres wird jedoch David Renggli in Schwamendingen die Resultate seiner «Kunstbeobachtung» präsentieren. Renggli hat einige Jugendjahre in Schwamendingen verbracht und arbeitet heute in seinem Atelier an der Leutschenbachstrasse in Seebach-Leutschenbach, nicht weit weg von der künftigen Einhausung. Es machte darum für die AG KiöR viel Sinn, den Künstler zu einer Intervention nach Schwamendingen einzuladen. Renggli hat für Schwamendingen eine kleine Serie von Betonmöbeln entwickelt, die er im öffentlichen Raum des Quartiers installiert. Die Möbel-Skulpturen orientieren sich stilistisch deutlich an den Bauformen der 1950er bis 1970er Jahre, also an einer Epoche, in der sich Schwamendingen bereits einmal sehr dynamisch entwickelt hatte. Renggli macht damit deutlich, welche gestalterische Kraft in der Baugeschichte des Quartiers liegt, und wie wertvoll es ist, diese historischen Momente zu vergegenwärtigen.

Modell für David Rengglis «Möbel».
Modell für David Rengglis «Möbel».

Der Künstler führt selbst vor,...
Der Künstler führt selbst vor,...

wie man seine Objekte benützen kann.
wie man seine Objekte benützen kann.

Dokumentation des Wandels

Ruth Erdt: Das heutige Gesicht des Quartiers am Stadtrand.
Ruth Erdt: Das heutige Gesicht des Quartiers am Stadtrand.

Parallel zu David Rengglis Installationen dokumentiert die Fotografin Ruth Erdt die teilweise radikalen Veränderungen, die sich in Schwamendingen momentan manifestieren: Alte Häuser werden abgerissen, kleine Zeugnisse vergangenen Quartierlebens verschwinden, um dem neuen, modernen Schwamendingen Platz zu machen. Ruth Erdt hält diese Momente des Verschwindens in ihren Fotografien für die Nachwelt fest. Sie zeigt das Schwamendingen von heute, aber auch dessen jüngste Vergangenheit und formuliert damit einen wertvollen Beitrag zur Quartiergeschichte und damit zur Identität dieses vielschichtigen Lebensraums.



Text: Christoph Doswald

Fotos: Ruth Erdt

LOKALTERMIN SCHWAMENDINGEN

Ruth Erdt, Schwamdings Part 3 David Renggli, Möbel

Fotos aus Ruth Erdts Langzeitstudie: Ausstellung auf dem Schwamendingerplatz

«Möbel» von David Renggli: auf diversen Plätzen in Schwamendingen

Begleitet werden die Interventionen im öffentlichen Raum mit einer Ausstellung in der Galerie Tenne.

Vernissage: Fr, 10. April 2015, 18 Uhr
Galerie Tenne
Probsteistr. 10, 8051 Zürich

  • Ausstellung in der Galerie Tenne:
    11. -25. April 2015
  • Ausstellung im öffentlichen Raum:
    11. April bis 10. Juli 2015

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