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Denkmäler im Fokus – Einblick in die Diskussion

«Das Auffallendste an Denkmälern ist, dass man sie nicht bemerkt. Es gibt nichts auf der Welt, was so unsichtbar ist wie Denkmäler», schreibt der österreichische Schriftsteller Robert Musil in seinem Textband «Nachlass zu Lebzeiten» von 1936. Das Zitat widerspricht den aktuellen Diskussionen über die Repräsentation historischer Figuren im öffentlichen Raum. Denkmäler stehen im Rampenlicht – sie scheinen zum Störbild unseres Geschichtsbewusstseins geworden zu sein.

2020 von Unbekannten mit roter Farbe besprüht: David d’Angers, Statue von David de Pury, 1848 (platziert 1855), Bronze. Foto Ville de Neuchâtel
2020 von Unbekannten mit roter Farbe besprüht: David d’Angers, Statue von David de Pury, 1848 (platziert 1855), Bronze. Foto Ville de Neuchâtel

Im Sommer 2020 erreichte die in den USA entstandene «Black Lives Matter»-Bewegung (BLM) Europa und zeitigte auch in der Schweiz Wirkung. Es kam zu zahlreichen Kundgebungen und Solidaritätsaktionen; Denkmäler wurden – mal subtil und mal gewaltsam – in Frage gestellt. In Neuenburg wurde die Statue des Bankiers und Kaufmanns David de Pury (1855) mit roter Farbe beschmiert und in Rünenberg BL die Gedenktafel für den Kaufmann und Gründer der Privatkolonie Neu-Helvetien, Johann August Sutter (1953), verhüllt. In Zürich erhielten die Behörden Meldungen, dass auf Social-Media-Plattformen der Sturz Alfred Eschers angekündigt werde. Auch wenn die Aktionen hierzulande weniger heftig ausfielen als in den USA, England und Belgien, wo Denkmäler gestürzt und zerstört wurden, war die Schweizer Politik gehalten, die Dringlichkeit des Anliegens anzuerkennen. 

Angeregt durch Anfragen für neue Denkmäler, hatte sich die Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum (AG KiöR) bereits 2019 proaktiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Um das weitere Vorgehen zu entwickeln, wollte man sich zuerst ein Bild der Denkmal-Landschaft in Zürich machen und den Bestand überprüfen. Bald rückte aber der durch BLM entfachte gesellschaftliche Diskurs zu Fragen von Rassismus im öffentlichen Raum ins Blickfeld: Die Stadt sah sich aufgefordert zu prüfen, welche kolonialen und rassistischen Zeitzeichen im Stadtraum zu finden seien und wie damit umgegangen werden solle. Die Fragestellung betraf mehrere Stellen der Verwaltung und war deshalb interdepartemental anzugehen. Dafür wurde das Koordinationsgremium Erinnerungskultur gegründet, eine Plattform für Vermittlung, Austausch und Koordination. 

Veränderte Wertvollstellungen

Unter dem Blickwinkel des 2020 erschienenen Berichts zu Zürichs kolonialer Vergangenheit wurde die Sichtung des Denkmalbestands dringender denn je. 

Anfang 2021 konnte Professor Georg Kreis für die Überprüfung von knapp 40 Denkmälern gewonnen werden. Unter den zahlreichen Publikationen des emeritierten Professors für Geschichte an der Universität Basel findet sich mit «Zeitzeichen für die Ewigkeit. 300 Jahre schweizerische Denkmaltopografie» ein Grundlagenwerk zur schweizerischen Denkmalkultur. Er war u.a. Mitglied der Bergier-Kommission und Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus. 

Die kritische Überprüfung soll untersuchen, an welche Person oder welches Ereignis mit dem Denkmal erinnert wird und unter welchen Umständen es errichtet wurde. Die Recherche zu Initiantinnen und Initianten, Auftragnehmern und Auftragnehmerinnen und Absichten hinter den einzelnen Denkmalprojekten steht im Vordergrund, während der aktuelle Forschungsstand zu den Lebensgeschichten der dargestellten historischen Persönlichkeiten nur insoweit einbezogen wird, als die Biografien für die mit den Denkmälern verbundenen Absichten von Bedeutung sind. Meist geht es bei den zur Debatte stehenden Denkmälern nicht in erster Linie um die abgebildete Figur, sondern um die Werte, die diese repräsentiert. Ziel ist die Aufarbeitung der als kulturelle Erzeugnisse verstandenen Denkmäler, die etwa durch ihre künstlerische Interpretation auch bereits zum Zeitpunkt der Entstehung für Diskussionen gesorgt haben. Denn Denkmäler überliefern nicht einfach Geschichte, sondern sie sind selbst Teil davon.

Der Bericht von Georg Kreis zu den Denkmälern im Besitz der Stadt Zürich wird Anfang 2022 online abrufbar sein.

Die Überprüfung des Denkmalbestands soll über das aktuelle Anliegen hinaus den Blick schärfen für die zentrale Frage: Wie soll sich die öffentliche Hand gegenüber bestehenden Denkmälern und künftigen Denkmalprojekten positionieren? 

Die Rolle von Denkmälern

Zielscheibe Denkmal: Sturz einer Saddam-Hussein-Statue auf dem Firods Square in Baghdad im Jahr 2003. © KEYSTONE-SDA/ AP Photo/Jerome Delay
Zielscheibe Denkmal: Sturz einer Saddam-Hussein-Statue auf dem Firods Square in Baghdad im Jahr 2003. © KEYSTONE-SDA/ AP Photo/Jerome Delay

Wie die zahlreich der Stadt eingereichten Gesuche für neue Erinnerungsobjekte belegen, ist das Bedürfnis ungebrochen, Personen oder Ereignissen zu gedenken. Während man sich also einerseits an Denkmälern stört, wünscht man sich andererseits mehr davon. Dieser Befund hat die KiöR veranlasst, die Rolle von Denkmälern grundlegend zu reflektieren. 

Jedes Denkmal ist ein Einzelfall und verlangt nach gesonderter Untersuchung. Aber natürlich gibt es Gemeinsamkeiten. Denkmäler, deren Entstehungsgeschichte an Politik oder Staat gebunden sind, werten wir gerne als Propagandakunst ab. Bei politischen Umwälzungen sind sie Zielscheibe erster Handlungen der neuen Machtträger. Wir alle kennen die Aufnahmen, wo steinerne Figuren in totalitären Staaten spektakulär vom Sockel gerissen werden. Wie sieht es dagegen in Demokratien aus? Wer entscheidet, welchen Persönlichkeiten in Stein gehauen oder in Bronze gegossen Ehre gebührt? Und welche Rolle spielt dabei die Zivilgesellschaft? Ohne vertiefte historische Aufarbeitung kann vermutet werden, dass in demokratischen Staaten eine Mehrheit von Denkmalprojekten Werte des etablierten Bürgertums spiegelt. Kann dabei von einem Konsens die Rede sein? Oder haben sich mit der Errichtung von Denkmälern Partikularinteressen im öffentlichen Raum eingeschrieben? Was war und ist die Rolle der Verwaltung? Wie stark soll sie sich heute einbringen? Und wer trägt die Kosten? Die Initiantinnen und die Initianten, private Personen oder die öffentliche Hand? 

Vermögen Denkmäler das Wissen über Geehrte lebendig zu erhalten? Denkmal von Baptist Hoerbst für den Musiker und Komponisten Ignaz Heim, 1883, Stein, ca. 500 x 165 x 165 cm. Foto Martin Stollenwerk
Vermögen Denkmäler das Wissen über Geehrte lebendig zu erhalten? Denkmal von Baptist Hoerbst für den Musiker und Komponisten Ignaz Heim, 1883, Stein, ca. 500 x 165 x 165 cm. Foto Martin Stollenwerk

Nebst solch politischen Überlegungen beschäftigt uns die Frage nach der Wirkung von Denkmälern. Wie lange hält sich das Wissen über Geehrte und ihre Verdienste sowie über die damit verbundenen Wertvorstellungen in der Gesellschaft? Hilfreich für die Beantwortung dieser Frage ist die Unterscheidung zwischen sozialem und kulturellem Gedächtnis. Im sozialen Gedächtnis sind Erfahrungen einer Gruppe gespeichert. Die Erinnerung ist meist von kurzer Dauer und klingt mit dem Tode der Zeitzeugen ab. Das kulturelle Gedächtnis hingegen ist Teil der kollektiven Erinnerung und vergegenwärtigt sich in Artefakten (Bildern, Texten etc.), die den historischen Erfahrungen und Geschehnissen enthoben und über Generationen hinweg überliefert werden. Denkmäler entspringen dem Wunsch nach sozialem Gedenken einer Gruppe und entwickeln sich erst im Verlauf der Zeit zu einem Teil der allgemeinen kulturellen Erinnerung. Ihre anfängliche Bedeutung, die meist nicht breit verbindlich in einer Gesellschaft wurzelt, kann sich verändern oder verblassen – zurück bleibt eine auf Ästhetik oder Historie basierende Spur. Die hohen Ansprüche an Denkmäler, einer breiten Öffentlichkeit zusätzliches Wissen und Werte zu vermitteln, können diese nur schwer erfüllen.

Ansprüche an die Gestaltung

Anna Maria Bauer, Ohne Titel (Blockskulptur für Gedenkstätte Katharina von Zimmern, letzte Äbtissin von Zürich), 2004. 37 Vollguss-Kupferquader, Textband aus Kupfer auf Bodenbelag, 99,7 x 206,5 x 59,5 cm. Kunst und Bau, Stadt Zürich/Foto Martina Issler, Zürich, für Barbara Hutzl-Ronge, Zürich – Spaziergänge durch 500 Jahre überraschende Stadtgeschichten, AT Verlag, Aarau 2019
Anna Maria Bauer, Ohne Titel (Blockskulptur für Gedenkstätte Katharina von Zimmern, letzte Äbtissin von Zürich), 2004. 37 Vollguss-Kupferquader, Textband aus Kupfer auf Bodenbelag, 99,7 x 206,5 x 59,5 cm. Kunst und Bau, Stadt Zürich/Foto Martina Issler, Zürich, für Barbara Hutzl-Ronge, Zürich – Spaziergänge durch 500 Jahre überraschende Stadtgeschichten, AT Verlag, Aarau 2019

Überlegungen zur Bedeutung von Denkmälern rufen auch Fragen zu ihrer gestalterischen Umsetzung auf. Die Herstellung von Denkmälern wird meist in die Hände von Kunstschaffenden gelegt. Dadurch erhalten diese Objekte eine zusätzliche inhaltliche Dimension, denn die Kunstschaffenden vermitteln immer auch ihre Interpretation des zu würdigenden Sachverhalts oder der Persönlichkeit. Insbesondere bei Personendenkmälern sind rigide Vorstellungen wie die Forderung nach figurativer Darstellung verbreitet. Die künstlerische Gestaltung der Porträtierten stellt dann nicht immer alle zufrieden. 

Ein aktuelles Beispiel: Beim Denkmal für die Äbtissin Katharina von Zimmern, das heute zum Bestand der städtischen Fachstelle Kunst und Bau gehört, konnte die Künstlerin Anna-Maria Bauer 2004 frei von Erwartungen arbeiten. Das Bedürfnis nach figurativer Wiedergabe meldete sich später, nämlich 17 Jahre nach der Einweihung des im Kreuzgang des Fraumünsters aufgestellten Denkmals. In einer Debatte des Gemeinderats im Februar 2021 ging es um das Anliegen, den Frauen in der Denkmallandschaft den ihnen gebührenden Platz zu sichern, verknüpft mit der Überzeugung, dass die Würdigung von Frauen nicht formal abstrakt, sondern figürlich zu erfolgen habe. Konkret lautete die Forderung, für Zürichs letzte Äbtissin solle ein weiteres, zeitgemäss figürliches Denkmal geschaffen werden, das einen «intuitiven Bezug» zur Geehrten ermögliche. Die 2004 aus einem Wettbewerb unter eingeladenen Kunstschaffenden hervorgegangene blockartige Kupferplastik sei zu abstrakt und diskret und damit in ihrer Wirkung nicht als Denkmal, sondern als Gedenkstätte einzustufen. Figürlichkeit wird mit Lesbarkeit gleichgesetzt, wobei auch letztere Kenntnisse voraussetzt, über die nicht alle verfügen. So, wie für das Entziffern von Texten die Beherrschung des Alphabets Voraussetzung ist, aber nicht zwingend zu Verständnis führt, ist mit einer figürlichen Darstellung keine Wiedererkennbarkeit und auch kein kulturelles Verständnis garantiert. Zudem wissen wir gar nicht, wie Katharina von Zimmern ausgesehen hat. Diese Kenntnis bleibt den Zeitzeugen der Zürcher Reformation vorbehalten. Wir können uns nur fragen, ob Abbildungen der Äbtissin Opfer des reformatorischen Bildersturms geworden sind.

Künstlerische Interventionen fördern Dialog

Harun Farocki, «Übertragung», 2007, Glas, Metall (Kasten), Monitor, Videofilm, 189 x 137 x 26 cm. KiöR Stadt Zürich/Foto Pietro Mattioli, Zürich
Harun Farocki, «Übertragung», 2007, Glas, Metall (Kasten), Monitor, Videofilm, 189 x 137 x 26 cm. KiöR Stadt Zürich/Foto Pietro Mattioli, Zürich

Interessant sind die Unterschiede zwischen Personendenkmal und Mahnmal. Eine der ersten Arbeiten, die die KiöR im öffentlichen Raum in Zürich platzierte, war die Videoinstallation «Übertragung» (2007) von Harun Farocki bei der Tramhaltestelle Limmatplatz. Dokumentiert werden Verhaltensformen und ritualisierte Bewegungen von Menschen, die sich im Kontakt mit Monumenten, Ikonen oder Mahnmalen zeigen. So tasten beispielsweise die Besuchenden des «Vietnam Veterans Memorial» in Washington die eingemeisselten Namen der im Krieg gefallenen Soldaten ab. Der Künstler lenkt das Augenmerk weg von der Materialität des Denkmals hin zu den rituellen Interaktionen, die an Gedenkstätten vollzogen werden. Solche Praktiken der Sinngebung entwickeln sich im Zusammenhang mit Personendenkmälern kaum je zu Traditionen. Harun Farockis Perspektive führt zurück zum eingangs erwähnten Zitat von Robert Musil zur Unsichtbarkeit der Denkmäler. Ein vielversprechender Ansatz, die Denkmalkultur im Bewusstsein zu verlebendigen und Denkmäler wieder sichtbar zu machen, liegt in der künstlerischen Auseinandersetzung mit ihnen. Interventionen mit oder an bestehenden Monumenten verändern die Wahrnehmung und fördern den öffentlichen Dialog.

«Monumental Shadows – Koloniales Erbe neu denken»: ein Projekt von Various & Gould und Colonial Neighbours/SAVVY Contemporary. Foto Raisa M. Galofre Cortés/monumental-shadows.net
«Monumental Shadows – Koloniales Erbe neu denken»: ein Projekt von Various & Gould und Colonial Neighbours/SAVVY Contemporary. Foto Raisa M. Galofre Cortés/monumental-shadows.net

Ein Blick auf die Schweiz und ins Ausland zeigt, wie unterschiedliche Zugänge mit in Frage gestellten Denkmälern erarbeitet und umgesetzt werden:

  • In Neuenburg wird das umstrittene Denkmal des Kolonialisten David de Pury künftig durch Texte in neun Sprachen begleitet, die den historischen Hintergrund erläutern. Künstlerische Projekte sollen das Denkmal thematisieren und im Musée d’art et d’histoire soll die Verbindung Neuchâtels mit der Sklaverei dargestellt werden.
  • Die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW) lanciert zu ihrem 75-Jahr-Jubiläum das interaktive Vermittlungsprojekt «Mal Denken». Ihr Anliegen ist es, über die postkoloniale Dimension hinaus eine gesellschaftliche Auseinandersetzung zur Erinnerungskultur anzuregen.
  • Das Projekt «Monumental Shadows. Koloniales Erbe neu denken» hat 2021 in Berlin mit der Verpuppung und Papier-Abformung des «Otto-Bismarck-Denkmals» seinen Anfang genommen. Insgesamt soll in sieben europäischen Städten die Aufmerksamkeit auf Denkmäler gerichtet werden, die unkritisch koloniale Inhalte in den öffentlichen Raum tragen. Die Interventionen heben die Monumente vom Sockel und führen zu öffentlichen Diskussionen über deren historische Hintergründe.

Leerstellen mit aktuellen Bedeutungen versehen

«Transit 1999»: Zwingli, Pestalozzi, Waldmann und Escher vereint auf dem Werkgelände der Welti-Furrer AG, Zürich. KiöR, Stadt Zürich/Foto Andreas Meier
«Transit 1999»: Zwingli, Pestalozzi, Waldmann und Escher vereint auf dem Werkgelände der Welti-Furrer AG, Zürich. KiöR, Stadt Zürich/Foto Andreas Meier

Wie richtet sich die KiöR nach der Veröffentlichung der von Georg Kreis vorgenommenen Überprüfung der Zürcher Denkmäler aus? Werden Alfred Escher und weitere Herrschaften zugunsten von zeitgenössischer Kunst oder Verdienststatuen für Frauen auf einen Denkmalfriedhof verschoben? Undenkbar ist die (temporäre) Dislokation von Denkmälern nicht. Bereits 1970 schlugen zwei Vertreter des Gemeinderates vor, alle historischen Denkmäler am Platzspitz in einem Denkmalgarten zu versammeln und stattdessen neue Kunst in der Innenstadt zu zeigen. Ähnliches schwebte 1980 dem Bildhauer Florin Granwehr vor. Um den Stadtraum aus seiner Erstarrung zu lösen, proklamierte er die Schaffung eines «geistigen Gratisparks» aus anachronistisch gewordenen Skulpturen. Granwehr kritisierte die Unverrückbarkeit von Kunstwerken im öffentlichen Raum, die keine Transformation zulässt.

Tatsächlich erweist sich in Zeiten urbaner Verdichtung schon aus praktischen Gründen die Platzierung neuer Kunstobjekte als schwierig. Damit befasste sich beispielhaft das Kunstprojekt «TRANSIT 1999» von Jan Morgenthaler: Einen Sommer lang wurden die Denkmäler von Escher, Pestalozzi, Waldmann und Zwingli von ihren Podesten geholt und in Zürich-West platziert. Zurück blieben weiss verschalte leere Sockel, die, mit Treppen zugänglich gemacht, neue und unbesetzte öffentliche Räume freilegten. Wurden die verschobenen Denkmäler durch ihre Absenz umso gegenwärtiger? Jedenfalls verblüfften die Statuen an ihren neuen Standorten und fanden grosse Aufmerksamkeit. Die temporäre Aktion legte Wirkungsmechanismen von Denkmälern offen. Zeitliche Distanz und Veränderungen der Gesellschaft neutralisieren das (soziale) Gedächtnis. Kritik und Wünsche lassen sich auf die frei gewordenen Flächen projizieren. In der Unsichtbarkeit der (sozialen) Erinnerung entwickelt sich die Stärke von Denkmälern, auch in der Gegenwart stets neue und aktuelle Diskussionsräume zu eröffnen. Lösten im Jahre 1999 Eingriffe in den städtischen Raum die Debatte über Denkmäler aus, haben wir heute die Chance, ausgehend von diesen Monumenten, gesellschaftliche Fragen neu zu verhandeln.

Text: Sara Izzo (Leiterin Fachstelle KiöR) und Karoliina Elmer (Projektleiterin KiöR)

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